Im Dezember wird Pater Stefan Kavecký in Rom zum Priester geweiht. Mit sieben Jahren hatte er das erste Mal daran gedacht, Priester zu werden. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach. Am Tag nach seiner Diakonweihe konnten wir P. Stefan interviewen.
Vor dem Hintergrund, dass Sie in einem ehemaligen kommunistischen Land aufgewachsen sind: Wie wurde der Glaube in Ihrem Umfeld gelebt?
P. Stefan: Meine Eltern bekamen die Einschränkungen noch sehr stark zu spüren. Sie haben oft von Bischof Ján Chryzostom Korec, der 2015 gestorben ist, erzählt. Er war lange Zeit Untergrund-Bischof, war tagsüber Arbeiter und hatte von den Kommunisten keine Erlaubnis, als Priester zu wirken. Er wurde vom Geheimdienst abgehört. Meine Eltern erhielten von ihm geistliche Begleitung und durften nicht klingeln, sondern mussten durch ein Rohr sprechen und mit Lichtzeichen auf sich aufmerksam machen. Glaube durfte nicht öffentlich gelebt werden, christliche Literatur konnte man nur geheim, in kleinen Teilen kopiert, verbreiten und weitergeben.
Der Glaube war und ist in der Familie also sehr wichtig?
P. Stefan: Der Glaube war ein wichtiger Teil des Lebens. Wir Kinder wurden in der Familie katholisch erzogen. Wir haben in der Familie gebetet, sind gemeinsam zur hl. Messe gegangen. Schon als Vierjähriger war ich Messdiener. Und mit sieben Jahren hatte ich erstmals den Gedanken, Priester zu werden.
Ernsthaft?
P. Stefan: Diese Gedanken hatte ich öfters. Mit 13 habe ich in der Pfarre einen Glaubenskurs absolviert – vergleichbar mit einem Alpha-Kurs, wie diese aktuell in Wien und Oberösterreich angeboten werden. Dabei habe ich erstmals persönlich erfahren und gecheckt, dass Gott mich liebt.
Die Wegbereitung
War das ein entscheidender Punkt?
P. Stefan: Es war ein langer Weg. Als 13-Jähriger nahm ich in den Ferien auch an einer viertägigen Reise nach Gozzano mit P. Michael Duffy LC teil, der im Budapest gewirkt hat und immer wieder nach Bratislava gekommen ist. Daran habe ich schöne Erinnerungen. Ein Jahr später, 2002, fuhren wir schon mit einer ECyD-Gruppe dorthin. Danach begann ich selber eine ECyD-Gruppe zu leiten. Diese Erfahrung im Apostolat war schon stark ausschlaggebend.
Aber diese Freude im Regnum Christi zu erleben und möglicherweise Priester zu werden – das waren noch zwei Welten.
Aber Sie blieben dran...
P. Stefan: 2005 gingen diese zwei Linien zusammen, da war ich bei Einkehrtagen in Bad Münstereifel. Die schöne Erfahrung von Gemeinschaft, Glaube und Apostolat wollte ich nicht verlieren. Im Jahr meines Abiturs, 2006, entschloss ich mich zur Kandidatur bei P. Sylvester Heereman LC und trat ins Noviziat ein.
Und von da an waren Sie sich Ihrer Berufung sicher?
P. Stefan: Anfangs war alles klar für mich: Ich will Priester und Legionär Christi werden!
Anfangs?
P. Stefan: Im Noviziat sind dann viele Fragen aufgetaucht wie: Warum soll ich Priester und nichts Anderes werden? Doch ich machte immer wieder die Erfahrung der sanften Gewalt der Gnade. Gott lässt uns die Freiheit und manchmal hilft er uns auch, den entscheidenden Schritt zu machen. Die zwei Jahre im Noviziat waren herausfordernd. Ich sprach auch nicht wirklich Deutsch. Zudem erlebte ich in Deutschland einen kulturellen Schock, ich war in einem anderen kulturellen Universum aufgewachsen.
Wie überstanden Sie diese schwierige Zeit?
P. Stefan: Ich kam dann 2008 für drei Jahre in die USA, um dort philosophische und humanistische Studien zu absolvieren. Das war in Sachen Lebenskultur noch eine Stufe ärger.
Dann gab es die Gründerkrise mit heftigen Folgen auch in den USA, weil viele Priester austraten. Das war sehr fordernd für mich. Ich hatte beim Regnum Christi die Erfahrung gemacht: Ich tue etwas für den Herrn. In der Krisenzeit habe ich aber verstanden, dass es nicht nur um die Hände geht. Es geht auch um das Herz: Dass ich ihn liebe! Und er ist die Liebe meines Lebens!
Die persönliche Reifung und Entscheidung
Ab da an war alles klar an für Sie?
P. Stefan: Nein! Gründerkrise und persönliche Reifungskrise fielen zusammen. Das waren Jahre der Unsicherheit, ich habe gekämpft und Fragen gestellt. Und keine Antwort auf die Frage bekommen, warum ich weitermachen sollte. Aber es gab dann doch immer wieder so kleine Etappen, in denen die Gnade Gottes wirkte, sie bleiben mir selbst ein Geheimnis. Nach der Rückkehr nach Deutschland 2011 erfuhr ich in der Jugendarbeit und in der Apostolischen Schule viel Unterstützung und eine gute Gemeinschaft mit Patres und Brüdern. 2014 kam ich dann nach Rom.
Und dort waren alle Zweifel ausgeräumt?
P. Stefan: Die Monatsexerzitien 2015 im Studienzentrum in Rom brachten den Wendepunkt. Bei zwei Erlebnissen habe ich verstanden: 1. Die Vorsehung Gottes hat mich durchs Leben getragen. Gott hat mich nie allein gelassen. Das habe ich deutlich gesehen bei den Exerzitien, bei denen ich meine Lebensgeschichte durchgelesen habe, wo und wie Gott in allem war. Er war immer bei mir. - 2. Ich habe eine innere Frage gespürt: Willst du das eigene Glück selber basteln oder willst du das empfangen? Ich habe gesagt: Gott, du bist der himmlische Vater, der gute Gott. Ich vertraue dir, dass du mir das Glück schenkst.
Ich habe die beiden Punkte zusammengefügt und gesehen, dass es das mein konkreter Weg ist, Gott als Priester der Legionäre Christi zu folgen.
Sie spürten und spüren, dass Ihnen der himmlische Vater das Glück schenkt?
P. Stefan: Ja, und wie! Wenn ich zusammenrechne, wie viele Umstände dazu beigetragen haben, dass ich Priester werde – es gibt ja keine Einrichtung in der Slowakei – komme ich auf 31 Mosaiksteine! Jeder steht für eine Station, Entscheidung, Person. Wenn ein oder zwei Steine nicht dabei gewesen wären, hätte das nicht geklappt. Es ist – so scheint es – die beharrliche Zerbrechlichkeit, die Gott ausmacht. Gott schafft, was er will!
Was bewegt Sie ein halbes Jahr vor der Priesterweihe?
P. Stefan: Ich verspüre Freude, bin gespannt, ein großer Tag steht bevor. Ich habe Jahre darauf gewartet! Auch bin ich neugierig, was der liebe Gott mit mir vorhat, welches Kapitel nach dem Ende meines Studiums im Juni in Rom aufgeschlagen wird. Als Diakon und später als Priester versuche ich Menschen zu Jesus zu führen, das ist eine neue Verantwortung und wird eine neue Erfahrung von Gott werden!
Was bedeutet es für Sie, Priester zu sein?
P. Stefan: Versuchen, Jesus sichtbar zu machen. Den Menschen zeigen, dass Jesus für sie da ist, sich für sie interessiert, dass er in ihrer persönlichen Lebensgeschichte dabei ist, so wie ich das auch bei mir erfahren habe und immer wieder erfahre!
(Das Interview mit Pater Stefan führte Franz Schöffmann.)
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