Vorbereitungsgebet: Herr Jesus, durch die Eucharistie bist du in meiner Seele mit all der Kraft deiner Gottheit und mit all deiner Gnade und all deiner Liebe, die du mir immer schenkst. Ich umarme dich und danke dir für das Geschenk deiner Gegenwart. Du bist wirklich gegenwärtig im Sakrament des Altares. Die Gestalt des Brotes verhüllt dich vor meinen Augen, mit den Augen des Glaubens weiß ich aber, dass du da bist, denn du hast gesagt: Das ist mein Fleisch und das ist mein Blut. Und du hast deiner Kirche die Macht gegeben, das Wunder der Wandlung immer wieder zu vollziehen. Ich glaube an dich. Ich glaube, dass du in diesem Sakrament gegenwärtig bist. Ich glaube deiner Kirche.
Ich hoffe, dass du mir hilfst, in diesen Exerzitien all das Gute, das du für mich bereitet hast, zu empfangen und dass ich durch die Betrachtungen und die Gnaden, die du mir gibst, Frucht bringen kann, so dass ich in der Liebe zu dir wachse und dich so liebe, wie du es verdienst, indem ich dich über alle Dinge setze und versuche, dich so zu lieben, wie du mich geliebt hast.
Ich danke dir für die Zeit, die du mit mir verbringst. Ich danke dir für die Treue so vieler Christen aus vergangenen Generationen, die deine Sakramente und deine Gaben weitergereicht haben. Ich danke dir für die Apostel, die du zu allen Zeiten gesandt hast und für jene, die mir den Glauben gebracht haben, damit ich heute bei dir sein kann.
Ich möchte mich dir schenken, damit du auch durch mich möglichst vielen Menschen deine Gaben bringen kannst. Nimm mich, Herr, in deinen Dienst.
Maria, wieder einmal ergreife ich deine Hand und bitte dich, dass du mich führst, wenn ich auf deinen Sohn höre, der zu mir sprechen will, und wenn ich mein Herz seinen Eingebungen öffne.
Wir wollen nun den Bericht des hl. Johannes vom Leiden Christi betrachten. Um das Schriftwort zu erfüllen, sagte er: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.
Physischer Durst und Durst, der darüber hinausreicht:
Hören wir nun, wie Christus vom Kreuz herab zu uns sagt: Mich dürstet. Der Durst, der durch das Leiden der Kreuzigung hervorgerufen worden war, muss furchtbar gewesen sein, wirklich sehr stark. Jesus äußert also hier einen wirklich empfundenen physischen Durst, aber der hl. Johannes will uns hier auch vermitteln, dass der Durst Jesu nicht nur physisch war. Er sagt, dass Jesus laut aufschrie, damit sich die Schrift erfüllte. Damit gibt Johannes zu verstehen, dass der Durst Jesu eine tiefere Bedeutung hat. Welchen Durst könnte es neben dem physischen Durst, den Jesus litt, noch geben? Welchen anderen Einblick ins Herz Jesu geben diese Worte, als er gekreuzigt wurde? Ich habe Durst. Wenn wir diese Worte benutzen, wollen wir damit sagen, dass wir etwas unbedingt wollen, dass wir nicht ohne dies oder das sein können. Der Durst muss gelöscht werden, oder wir sterben. Wir können zwei Monate ohne Essen aushalten, aber ohne Trinken können wir nicht lange überleben. Wenn wir also etwas unbedingt wollen, könnten wir sagen, dass wir danach dürsten. Ein Mensch, der nach Rache dürstet. Durst bedeutet also, starkes Verlangen nach etwas zu haben. Wonach verlangt Jesus so sehr am Kreuz?
1. Durst nach Seelen
Nehmen wir die Geschichte, in der Jesus von einem Mann berichtet, der ein Gastmahl bereitet hat und nun die Diener aussendet, um die Leute zu holen, die er dazu eingeladen hatte, aber diese Leute sagen, dass sie nicht kommen können. Ich habe gerade einen Ochsen gekauft, ich habe gerade geheiratet, bitte entschuldige mich, dass ich nicht kommen kann. Weil er aber das Gastmahl vorbereitet hat, sagt er zu den Dienern: Geht hinaus auf die Straßen und ladet die ein, die ihr dort antrefft, bringt alle hierher. Jesus sagt vom Kreuz herab: Das Gastmahl der Gnaden ist hier, die ganze Erlösung ist hierIch will, dass alle zu mir kommen und sich das holen, was sie brauchen. Ich will nicht, dass all das, was ich durchgemacht habe, umsonst war. Ich will, dass die Menschen kommen und einen Nutzen davon haben.
Vor ein einigen Jahren wurde der Sünden Mexikos von einer Naturkatastrophe heimgesucht; viele Länder schickten Tonnen von Getreide auf Schiffen zur Linderung der daraus entstandenen Hungersnot. Die Schiffe kamen am Hafen an, aber das Verteilungssystem funktionierte nicht richtig. Obwohl sich viele bemühten, das Getreide an die Leute zu verteilen, verrottete trotzdem viel Getreide in den Häfen, während die Leute im Landesinneren verhungerten. Wenn nun Jesus vom Kreuz herab sagt: Mich dürstet, dann will er damit sagen, dass alle zu ihm kommen sollen, um am Überfluss der Erlösung Anteil zu erhalten. Er will nicht, dass alles, was sein Erlösungswerk nicht zu den Menschen gelangt, für die es bestimmt ist. Er dürstet nach Seelen, die zu ihm kommen, um zu trinken. Erinnern wir uns an die Frau aus Samaria? Wenn du wüsstest, was Gott dir anbietet, und wer der ist, der zu dir sagt Gib mir zu trinken (Das sind dieselben Worte wie Mich dürstet, nicht wahr?), dann würdest du ihn bitten, und er würde dir lebendiges Wasser geben.
2. Durst nach Aposteln
Christus schaut vom Kreuz herab; er ist ans Kreuz genagelt, er hat das getan, wozu er gekommen ist, sein physisches Leben auf der Erde geht zu Ende. Er wird vom Tod auferstehen, und er wird auf andere Weise gegenwärtig sein, er wird aber nicht mehr auf den Wegen von Palästina gehen, er wird nicht mehr an Türen klopfen, er wird nicht mehr im Tempel, auf den Straßen oder von den Booten im Wasser predigen. Er wird nicht mehr physisch da sein, um die fünftausend Männer zu speisen, zu heilen, Sünden zu vergeben, von Mitleid ergriffen werden und die Leute lehren, weil sie wie Schafe sind, die keinen Hirten haben. Er wird nicht mehr physisch anwesend sein, er will aber, dass seine Botschaft und seine Erlösung alle Menschen erreicht. Er braucht Apostel, die seine Erlösung zu den Menschen bringen. Er dürstet nach einer besonderen Art von Jüngern, nach einem, der nicht nur kommt und seine persönliche Erlösung am Fuß des Kreuzes abholt, sondern einen, der kommt und dann geht, um das, was er gefunden hat, auch anderen zu bringen. Er dürstet nach Botschaftern, Aposteln, die die Botschaft Jesu und seine Erlösung anderen bringen. Zunächst brauchte er Menschen, die bis nach Rom gingen, um den Menschen dort klar zu machen, dass sie falsche Götter anbeten, dass sie ihr Glück in den verkehrten Dingen suchen, dass Christus ihr Erlöser ist. Jesus braucht Menschen, die bereit sind, bis nach Indien zu gehen. Wenn er sagt: Mich dürstet!, dann will er uns dazu auffordern, das, was wir empfangen haben, den Anderen weiterzugeben. Ich brauche Apostel. Verbreitet meine Botschaft bei euch zu Hause, in eurer Schule, bei euren Freunden, am Arbeitsplatz. Lasst nicht zu, dass mein Leiden nicht die gewünschte Frucht bringt.
Das sehen wir auch bei der Brotvermehrung: Jesus will das Wunder wirken, er braucht aber die Apostel, um das Brot zu brechen und den Menschen dieses Wunder zu bringen. Er nimmt die Eucharistie, das Opfer am Kreuz, das uns erlöst hat, gibt sie uns und sagt zu uns: Jetzt geh und gib dies anderen Seelen. Er dürstet nach Seelen. Er will, dass die Menschen das empfangen, was er gegeben hat. Vom Kreuz herab sagt er: Mein Leben unter euch ist nun zu Ende, aber das, wozu ich gekommen bin, hat erst angefangen. Ich brauche Hände, ich brauche Herzen, ich brauche Zungen, ich brauche Füße, ich brauche Leben. Ich will, dass auch ihr nach Seelen dürstet. Er dürstet nach uns, er sehnt sich so sehr danach, dass wir zu ihm kommen und seine Apostel werden und seine Gegenwart den Menschen erfahrbar machen. Er will, dass wir seine Botschaft verbreiten und nicht nur für uns behalten; wir sollen keine stummen Christen sein, die die Worte Gottes nicht aussprechen können, die die Botschaft Gottes nicht verbreiten können, die taub sind für die Nöte der Welt.
3. Das Dürsten Christi vor meinen Augen.
Sein Durst hat noch eine andere Bedeutung. Lesen wir das Gleichnis vom Gericht in Matthäus 25: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? fragen die Gerechten überrascht. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Jesus identifiziert sich hier mit uns: Christus dürstet in jedem Menschen, der durstig ist. Immer, wenn wir den Hungrigen zu essen geben oder den Durstigen zu trinken geben, tun wir das für Christus. Wenn wir also Christus vom Kreuz herab sagen hören: Mich dürstet! und dabei den Wunsch verspüren, etwas zu unternehmen, dann erinnert er uns daran, um uns zu schauen und ihn in unserem Nächsten zu entdecken, der in Not ist.
Öffnen wir unsere Augen für die Nöte, die um uns herum herrschen. Öffnen wir unsere Augen für den geistigen Durst, der um uns herum herrscht. Wer wird mir den Frieden bringen, wer wird mir Hoffnung schenken, wer wird meinem Leben neuen Sinn verleihen, wer wird mir das Heil bringen?
Es passiert uns Christen, die wir Jesus Christus nachfolgen, sehr schnell, dass wir andere verurteilen. Wir haben das Geschenk des Glaubens empfangen, und manchmal wollen wir uns zurückziehen, um vor der Welt sicher zu sein. Jedoch ruft uns Christus vom Kreuz herab dazu auf, die Mauern, die wir um uns errichtet haben, niederzureißen, und die Menschen um uns herum, die wir vielleicht sogar gering schätzen, die aber das Geschenk des Glaubens noch nicht empfangen haben, suchen. Wenden wir uns nicht ab, hören wir zu, wenn Christus durch sie sagt: Mich dürstet!, und geben wir weiter, was auch wir empfangen haben. Was ist mit den Straßenkindern, leiden sie keine Not? Und dein Freund, der seinen Glauben nicht mehr lebt, oder diejenigen, die durch ihre Süchte und Exzesse ihren Hunger und Durst zum Ausdruck bringen? Wie können wir ihren Durst stillen indem wir unseren Glauben verstecken?
Wie hat Christus reagiert, als die Welt in Sünde war? Er hielt nicht daran fest, Gott zu sein; er entäußerte sich, gab alles auf und nahm die Menschennatur mit all ihren Begrenztheiten an. Das erinnert uns an den wunderbaren Hymnus, den der heilige Paulus im Brief an die Philipper zitiert. Können wir dasselbe tun? Hören auch wir den Durst von denen, die um uns herum sind? Oder sind ihre Nöte, ihre Schwächen und die Sünde der Welt nur eine Entschuldigung für uns, um uns wie die Pharisäer zu verhalten und uns von ihnen fernzuhalten, weil wir heiliger als sie sind? Oder hören wir ihren Schrei? Schafe ohne Hirten, wer wird sie lehren? Wer schenkt ihnen neue Hoffnung? Wer bringt denen Trost und Stärkung, die sich in so großer Not befinden, die so sehr leiden? Wer schenkt unseren Jugendlichen neue Hoffnung? Lassen wir uns von Christus aus unserer Bequemlichkeit und Oberflächlichkeit wach rütteln, wenn er in ihnen sagt: Mich dürstet!? Drängt uns das dazu, unser Leben für andere einzusetzen, und das Evangelium denen zu bringen, die danach dürsten, vielleicht ohne dass sie darum wissen? Wenn Jesus am Kreuz zu uns sagt: Mich dürstet!, dann sagt er das auch für jene Menschen, die auf uns warten. Was wird er zu mir sagen, wenn mein Leben zu Ende ist? Wird er sagen: Ich war durstig und du hast mir zu trinken gegeben oder Wo warst du, als ich durstig war? Hättest du nicht auch an andere denken können anstatt nur an dich selbst?
Fragen:
Um zu helfen, unser Leben zu prüfen im Licht der Eingebungen, die Gott uns in dieser Zeit, die wir gerade mit ihm verbracht haben, gegeben hat.
- Was ist meine Antwort auf das Leiden Christi am Kreuz?
- Welchen Durst und welche Nöte sehe ich bei denen, die mir am nächsten sind?
Bin ich dazu bereit und vorbereitet, die Wahrheit und das Licht des Glaubens denen mitzuteilen, mit denen ich am meisten Kontakt habe?