Stellen Sie sich vor: Sie schlagen morgens die Tageszeitung auf und finden darin eine ganzseitige Annonce der Bank, bei der Sie seit Jahren Kunde und zurzeit leider ziemlich verschuldet sind:
„Liebe Kundinnen und Kunden unseres Kreditinstitutes,
aufgrund eines überaus erfolgreichen Geschäftsjahres sind wir in der Lage, Sie am Gewinn unserer Bank teilhaben zu lassen. Wir wollen daher allen von Ihnen, die bei uns Schulden haben, diese erlassen. Egal, wie hoch diese Schulden sind. Einzige Bedingung: Kommen Sie mit all ihren Schuldscheinen zu einem unserer Schalter und geben Sie sie dort ab.
Mit den besten Grüßen und in der Hoffnung auf eine weitere erfolgreiche Partnerschaft,
Ihr Kreditinstitut XY“
Sicherlich würden Sie sofort all Ihre Schuldscheine zusammensuchen, zur nächsten Filiale gehen und alles am Schalter abliefern. Die Bankangestellte würde Sie freundlich anlächeln, Ihre Angaben mit denen der Bank vergleichen und dann, nach erfolgter Prüfung, sagen: „Herzlichen Dank. Ab heute sind sie bei uns schuldenfrei. Ich wünsche Ihnen alles Gute.“ Das wäre klasse, nicht wahr? Aber in der Bankenwelt gibt es das leider nicht. Zurzeit erst recht nicht…! Aber es gibt doch einen „Schalter“, wo so etwas ähnliches, aber noch viel besser, geschieht: nämlich bei der Beichte. Gott hat seine große „Annonce“ über diese Welt geschrieben:
„Liebe Menschen,
aufgrund des Erlösungstodes meines Sohnes möchte ich Euch alle an dem unendlichen Gnadenüberschuss teilhaben lassen. Deshalb möchte ich Euch allen Eure Schulden erlassen. Egal, wie groß diese sind. Einzige Bedingung: Kommt mit all Euren Sünden zu einem Priester, bereut sie und bekennt sie vor ihm. Mit den besten Grüßen und in der Hoffnung auf eine weitere herzliche Beziehung,
Euer Gott!“
Nun gibt es Menschen, die auf dieses Angebot so ganz anders reagieren als bei der Bank: Die einen wollen es „mit dem lieben Gott selber ausmachen“; die anderen wollen nur einen Teil ihrer Sünden abgeben oder schämen sich so, dass sie gar nicht kommen. Und schließlich gibt es welche, die nicht einmal glauben, dass es so einfach sein kann.
In unserem Vergleichsbild würde das bedeuten: Die einen wollen zum „Chef der Bank persönlich“, obwohl dieser doch die Annonce geschaltet und darin erklärt hat, wo (!) man die Schulden erlassen bekommt – nämlich am „Schalter“. Die anderen schämen sich und bringen nicht alle Schuldscheine. Nachdem die Gegenprüfung nicht funktioniert hat, gehen sie mit allen Schulden wieder nach Hause. Die letzten schließlich glauben der Annonce nicht und versuchen es erst gar nicht. Alle bleiben letztlich mit ihren Schulden zurück, während diejenigen, die tun, was die Annonce sagt, von ihren Schulden befreit werden, ganz und gar.
Christus hat das Sakrament der Versöhnung (auch Sakrament der Buße oder Beichte genannt) eingesetzt. Wann? Sofort nach seiner Auferstehung; geradezu so, als wolle er sagen: Genau dafür bin ich gekommen! Mein Mensch-Werden, mein Tod für Eure Sünden, an ein Kreuz genagelt… Wofür? Dafür, dass ihr nicht mehr unter euren Sünden, eurer Schuld leiden müsst. Gleich bei seinem ersten Erscheinen nach der Auferstehung spricht Jesus diese so wichtigen Worte zu seinen Aposteln: „Friede sei mit Euch... Empfangt den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20,21-23).
In diesen Worten Jesu und in seinem eigenen Handeln liegt der Ursprung des Sakramentes der Versöhnung. „Deine Sünden sind dir vergeben“ (vgl. Lk 7,48). Worin besteht die unsichtbare Gnade, die uns dieses Sakrament vermittelt? Sie stellt eine Beziehung wieder her, die bewusst und freiwillig abgebrochen wurde, nämlich durch unsere Sünde. In der Beichte gehen wir wieder zu Gott zurück und sagen ihm, dass uns die Entscheidung, von ihm weggegangen zu sein, leid tut, und wir bitten ihn um Verzeihung. Er gewährt uns diese Verzeihung gerne – denn er liebt uns ja – und stellt die Beziehung wieder her. Es ist also eine immer wieder neue Versöhnung; daher der Name „Sakrament der Versöhnung“. Aber auch, wenn diese Beziehung nicht abgebrochen, sondern nur verletzt wurde, ist die Beichte wichtig. Sie erneuert die Zusammengehörigkeit von Gott und uns, stärkt die Beziehung zu ihm, gibt der Seele des Menschen neue Klarheit, Licht und Kraft. Deshalb empfiehlt es sich, relativ regelmäßig zu Gott zurück zu kehren und die Gnade seines Sakramentes zu empfangen.
Was ist nötig zu einer gültigen Beichte? Da ist zuerst einmal die Reue über die begangenen Sünden. Reue bedeutet: Zu erkennen (verstehen, begreifen), dass die Sünde nicht richtig war, und zu entscheiden, sie nicht wieder tun zu wollen (Manch einer verwechselt Reue mit Schuldgefühlen. Bei Gott zählt nicht das Gefühl, sondern die Erkenntnis und Entscheidung. Daher ist auch eine sehr tiefe Reue möglich, ohne dabei etwas Besonderes zu fühlen).Dann ist das mündliche Bekenntnis der Sünden notwendig. Im Bekenntnis muss der Priester erkennen, ob der Mensch wirklich bereut. Wenn ja, dann muss der Priester ihm die Lossprechung erteilen; bereut der Beichtende nicht, so darf der Priester ihm die Lossprechung nicht erteilen. Daher also die Notwendigkeit, die Schuld zu benennen und zu bekennen. Wesentlich ist schließlich die Lossprechung durch den Priester, die in der Formel besteht: „Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Und letztlich die Erfüllung der vom Priester auferlegten Wiedergutmachung (auch Buße genannt).
Wer so seine Schuld, und sei sie auch noch so groß, durch den Priester vor Gott hinträgt, erlebt das, was das Leben so vieler ganz neu gemacht, ihm neuen Glanz und Sinn verliehen hat: den Frieden einer gereinigten Seele, eines schuldfreien Gewissens, eines unbelasteten Herzens, einer erneuerten Beziehung zwischen Geschöpf und Schöpfer. Was für einen Freude fließt durch das Sakrament der Beichte ins Innere des Menschen.
Fünf wichtige Elemente für eine gute Beichte
(Leicht zu merken, denn es sind fünf B’s):
Besinnen - man denkt über sein Verhalten nach und befragt sein Gewissen. Ein Gewissensspiegel ist hilfreich.
Bereuen - erkennen, dass man etwas falsch gemacht hat. Entscheiden, es in Zukunft besser zu machen.
Bekennen - alles, was notwendig ist und nur das, was notwendig ist.
Bessern - ein echter Vorsatz, sich (am besten in einem konkreten Aspekt) zu bemühen und zu bessern.
Buße - verrichten das, was einem der Priester aufträgt, möglichst zeitnah tun.
Antworten auf Fragen, die immer wieder gestellt werden.
Sie können als eine Art praktische Tipps genutzt werden. Für alle ist etwas dabei: Für die, die schon jahrelang nicht mehr gebeichtet haben und für die, die alle paar Wochen oder Monate gehen:
- Nutze einen Beichtspiegel für die vorausgehende Gewissenserforschung.
- Schreibe die Sünden ruhig auf und lies sie bei der Beichte ab. So bist Du sicher, im Moment der Nervosität nichts zu vergessen.
- Wenn Du willst, sprich in der Beichte Gott direkt an „Jesus, ich komme, um Dir meine Sünden zu bringen…“ Denn er ist es ja, der zuhört, der vergibt, der reinigt.
- Bekenne die schwersten und unangenehmsten Sünden zuerst. Dann hast Du das hinter Dir.
- Beichte regelmäßig (wenigstens einmal im Jahr, oder regelmäßig, z.B. zu den Festen Weihnachten, Ostern, im Sommer und im Herbst; oder monatlich).
- Überkomme die Scham vor dem Bekenntnis durch Entschiedenheit.
- Frage Dich immer wieder nach dem „Warum“ der Sünde, und beichte auch das. Das hilft, mehr in die Tiefe zu gehen.
- Denke mehr an die Freude der Erlösung als an die Anspannung während der Beichte.
Dies ist das vierzehnte Kapitel aus dem Buch "Einmal Gott und zurück" von P. Klaus Einsle. Dieses Buch basiert auf einer Serie von Artikeln in unserem L-Magazin.