Zu meiner Beschämung muss ich bekennen: Von meiner Firmung weiß ich fast nichts mehr. Das einzige, was ich noch vage im Gedächtnis habe, ist der „Backenstreich“ des Bischofs nach der Händeauflegung. Ich war gefirmt. Geändert hatte sich allerdings, zumindest meinem Gefühl nach, nichts. Die Firmung ist das Sakrament, über das viele denken, dass es in den Jugendlichen von heute wenig oder nichts bewirkt. Und da mögen sie recht haben. Allerdings ist das nicht zu beweisen. Denn die Gnade hat einen langen Atem.
Als Firmung (lat. firmus – fest, sicher, stark) wird das Sakrament bezeichnet, bei dem der Heilige Geist die Seele des Menschen neuerlich durchdringt. Anders als bei der Taufe, bei der der Heilige Geist beginnt, die Seele des Menschen zu bewohnen, trägt die Firmung die besondere Gnade, den Menschen „firmus“ – stark, fest und sicher – zu machen, damit dieser zum Zeugen für den Glauben mitten in der Welt werden kann. Firmung ist also Gabe für den Gefirmten und Aufgabe in die Welt hinein.
Das erste geradezu spektakuläre Kommen des Heiligen Geistes, den Christus versprochen hatte, ist das erste große Pfingstfest der Urgemeinde. Die Gläubigen, die Jünger und Apostel waren versammelt, nachdem Jesus zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt war. Er hatte ihnen geboten, betend zu warten, denn er wollte ihnen einen neuen, ihnen dann innewohnende Begleiter senden, nachdem er selbst nicht mehr bei ihnen war: den Heiligen Geist. Dieser kam dann auch nach zehn Tagen; mit Brausen, Feuerzungen und äußerlich wahrnehmbaren und von vielen bezeugten Zeichen. Und was geschah mit den „Empfängern“ dieser Gabe? Der ängstliche Petrus z.B., der sich zuvor furchtsam eingeschlossen hatte, trat plötzlich auf und predigte, innerlich völlig verwandelt. Nun war er mutig, offen, kraftvoll und sicher. Auch den anderen ging es so. Auf die Worte des Petrus und das Wirken des Geistes in den Seelen hin bekehrten sich auf einen Schlag 3.000 Menschen (vgl. Apg 2,1).
Von diesem Tag an legten die Apostel den neuen Christen die Hände auf, damit diese denselben Heiligen Geist empfingen. Und so geschah es auch: manchmal mit Tosen, andere Male still und leise. Heute bei den Firmungen tost eher die Musik, ansonsten kann es beängstigend leise sein. Man fragt sich zuweilen: Ist er denn wirklich gekommen, der Heilige Geist? Den Folgen und Zeichen nach zu urteilen wohl nicht. Die meisten Jugendlichen benehmen sich vor und nach der Firmung gleich, bleiben schon die Woche nach dem Firmgottesdienst der hl. Messe fern und gehen ihre Wege, oft weit weg von Gott. Wenige erfahren die Gegenwart des Hl. Geistes in ihren Seelen. All das kann man besser verstehen, wenn wir uns die Wirkung der Sakramente, wie in einem früheren Artikel beschrieben, in Erinnerung rufen: Sakramente sind ein Wirken Gottes, „ex opere operato, non ponentibus obicem“ (aus dem vollzogenen Werk, in jenen [Menschen], die kein Hindernis in den Weg stellen).
Der Heilige Geist kommt auf jeden Fall, zu allen und in seiner Fülle, sobald das Sakrament gültig gespendet ist! Allerdings wirkt er dann nur in dem Maß, wie die Empfänger ihm keine inneren Hindernisse in den Weg stellen. Deren gibt es jedoch genug. Daher kommt der Geist zwar, bewirkt jedoch in vielen recht wenig. Nicht weil er zu schwach wäre, sondern weil die Gefirmten zu viele Hindernisse in den Weg stellen; oder die Hindernisse nicht ausgeräumt haben. Diese freie Entscheidung respektiert Gott und hält sich daher zurück, eben so weit, wie die Gefirmten ihn dazu bewegen. Was könnte den Geist hindern? Das Sakrament gleichgültig empfangen, an der Oberfläche des Glaubens bleiben, wenig oder gar nicht beten, dem Gewissen untreu sein, mangelhaft vorbereitet sein, bei Äußerlichkeiten stehen bleiben, gewichtige Sünden in sich tragen usw.
Einige Gedanken zum Heiligen Geist, der die Seele des Gefirmten bewohnen und stärken möchte: Er ist die dritte Person der Dreifaltigkeit. Also wahrer und wirklicher Gott. Verborgen, ebenso wie Vater und Sohn, als reines Geistwesen, doch mächtig im Wirken. Er wird Schöpfer Geist genannt. Ihm wird die Schöpfung des Universums zugeschrieben. Und er ist die Person gewordene Liebe. Der Geist bewegt in seinem Wirken den Menschen immer zur Liebe, zum Guten und Wahren, zur Hingabe an die anderen und Gott, von innen heraus. Diese Liebe sollte den gefirmten Christen treiben, seinen liebgewonnenen und frohmachenden Glauben anderen mitzuteilen und sie daran teilhaben zu lassen. Weil das nicht einfach ist, schenkt der Geist Kraft, Stärke, Festigkeit. In einer Gesellschaft, wo der christliche Glaube ein rares Gewächs geworden ist, bedürfen die Christen dieser Kraft. Das ist das Wirken des Heiligen Geistes im Sakrament der Firmung.
All dies ist aber nur dann zu haben, wenn man dem Heiligen Geist keine Hindernisse in den Weg stellt. Ich hatte bei meiner Firmung offensichtlich viele. Denn es dauerte noch zehn Jahre, bis ich mich für den Glauben öffnen konnte und dann seine Schönheit entdeckte, die mir einen tiefen inneren Frieden und Glück schenkt.
Wer darf eigentlich die Firmung spenden? Und wie geht das? Die Firmung spendet der Bischof. Dadurch soll ausgedrückt werden, dass die Gefirmten aktiver Teil der Kirche sind, deren Oberhaupt der Bischof darstellt. In vielen Diözesen wird die Firmung durch einen Weihbischof gespendet. Ausnahmsweise kann der Bischof diese Sakramentenspendung einem Priester, z.B. dem Pfarrer übertragen. Die Spendung erfolgt durch ein Weihegebet, das der Bischof über alle Firmlinge spricht und der persönlichen Salbung mit Chrisam-Öl. Dabei zeichnet der Spender dem Firmling mit Öl ein Kreuzzeichen auf die Stirn, legt die Hand auf und spricht „Sei besiegelt mit der Gabe des Heiligen Geistes“.
Bei mir und allen meinen Firmkollegen hat das der Bischof getan. Der Heilige Geist ist gekommen. Ich habe ihn sehr lange von mir fern gehalten. Doch am Ende hat der Heilige Geist gesiegt und ist tief in die Seele eingedrungen. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Die Gnade hat einen langen Atem.
Gebet bei der Firmung: „Allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus, du hast diese Christen in der Taufe von der Schuld Adams befreit, du hast ihnen aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt. Wir bitten dich, Herr, sende ihnen den Heiligen Geist, den Beistand. Gib ihnen den Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, den Geist der Frömmigkeit und der Gottesfurcht. Durch Christus, unseren Herrn.“
(OCf 9).
Dies ist das achzehnte Kapitel aus dem Buch "Einmal Gott und zurück" von P. Klaus Einsle. Dieses Buch basiert auf einer Serie von Artikeln in unserem L-Magazin.