Vorbereitungsgebet: Herr Jesus, ich bin wieder in deiner Gegenwart. Ich nehme mir diese Zeit für dich, damit du zu mir sprechen kannst und ich dir zuhören kann. Ich weiß und ich vertraue fest, dass die Worte, die du mir sagen willst, Worte der Wahrheit sind; dass du weißt, was ich brauche, sogar bevor ich dich darum bitte, wie du es mir auch im Evangelium zeigen willst. Darum bitte ich dich jetzt in diesem Gebet um das, was ich am meisten brauche. Ich glaube, dass du in der Eucharistie unter uns gegenwärtig bist, auf eine wirkliche und persönliche Weise. Mit all deiner Macht, mit all deiner Gottheit. Aber auch mit all deiner Menschheit, mit deinem Verständnis für all das, was ich durchmachen muss, mit all deiner Erfahrung in allem, was das Menschsein ausmacht. Ich glaube, dass du hier bist mit allen Schätzen und Gnaden, die ich für das Leben brauche. Ich hoffe auf dich! Ich hoffe, dass jeder Tag, dass heute, dass diese Meditation der Schritt sein wird, den ich machen muss, um dir näher zu kommen. Ich liebe dich und ich will dich immer mehr lieben. Meine Liebe, so wie ich sie lebe, ist sehr armselig, wenn ich sie mit deiner Liebe vergleiche. Es ist eine Liebe, die noch kein Opfer gebracht hat, eine Liebe, die noch nicht gewachsen ist, eine Liebe, die sich leicht von anderen Dingen, die auftauchen, vereinnahmen und ablenken lässt. Ich biete dir aber diese Liebe an, meinen Vorsatz zu lieben, damit du mich reinigen kannst und mich fähig machen kannst, dich so zu lieben, wie ich es mir so sehr wünsche. Ich bin dein Geschöpf. Von dir habe ich das Geschenk des Lebens erhalten. Ich bin arm und ich komme in dieser Betrachtung zu dir, weil du die Quelle des Lebens und der wahren Reichtümer bist. Ich danke dir für diese Gelegenheit, für deine Geduld und für deine Einladung. Deshalb lege ich wieder alles, was ich zu tun versuche, in die Hände Mariens. Ich bitte sie, mich beten zu lehren und mir zu helfen, auf das, was du mir sagen willst, zu hören und es in die Tat umzusetzen.
1. Betrachtung der Schöpfung: Geschaffen nach dem Bilde Gottes.
Im Kapitel 2 des Buches Genesis lesen wir, wie Gott den Menschen erschaffen hat: Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. (Gen 2,7) Hier wird das Wesentliche über die Schöpfung des Menschen beschrieben. Wir lesen, wie Gott die Erde machte, wie er Erde vom Ackerboden nimmt, sie mit Wasser vermischt und daraus einen Klumpen macht. Nachdem er dies gemacht hat, tut Gott etwas Außergewöhnliches. Jahwe Gott blies in seine Nase den Lebensatem. Mit dem Atem Gottes wurde der Mensch zu einem menschlichen Wesen.
Eine andere Beschreibung etwas weiter vorne sagt uns Folgendes: Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. (Gen 1,26) Das ist der Gedanke Gottes, bevor er uns erschuf. Zuvor haben wir im Buch Genesis schon über die anderen Tage der Schöpfung gelesen, die Schöpfung der Welt und wie er sie ordnet, das Trennen der Dunkelheit vom Licht und des Wassers von der Erde, und dann die Schöpfung der verschiedenen Tiere und Reptilien und alle anderen Dinge, die Gott sonst noch erschaffen hat. Als all das getan war, sprach Gott zu sich selbst, Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Obwohl er schon alles Andere gemacht hatte, war nichts davon sein Abbild. Lasst uns etwas Anderes machen, lasst uns den Menschen nach unserem Bild machen. Und diesen Menschen, der unser Abbild sein wird, werden wir über die ganze Schöpfung setzen, über alle Fische des Meeres, über alle Vögel des Himmels, über alles Vieh und alle wilden Tiere und über alle Reptilien auf der Erde. Nach dem Bilde Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie.
2. Zwischen zwei Welten
Wir sind das Abbild Gottes, wir sind Gott ähnlich, wir unterscheiden uns vom Rest der Schöpfung, und darum wurde uns die Herrschaft und Kontrolle über die Schöpfung gegeben. Ein Teil von uns ist aus derselben Materie wie die übrige Schöpfung gemacht, der andere Teil wurde aus etwas anderem gemacht. Darüber wollen wir nun mit Christus in dieser Meditation nachdenken, über diese Zusammensetzung, aus der wir bestehen. Wie Gott materielle Dinge nimmt, den Ackerboden, die Schöpfung der Tiere, die er schon geschaffen hatte, und damit dann etwas anderes erschafft, und er macht es so von ihnen unterschieden durch ein neues Element, das er in es hineinlegt: den Atem Gottes, den Atem seines Lebens.
Ist es nicht wahr, dass wir diese zwei Teile in uns finden, wenn wir auf unser eigenes Leben schauen und auf die Erfahrung, die wir mit uns selbst machen? Einen Teil von uns zieht es zur Erde hin, und es gibt den Teil von uns, der nicht materiell ist, der das Heroische sucht. Es gibt einen Teil von uns, der, wenn wir über das Leben der Heiligen lesen, sich mit diesen identifiziert und wie diese sein will. Es gibt einen Teil von uns, der, wenn wir die Sagen, Heldengeschichten und Heldengedichte lesen, der Held sein will: der aufrechte Mensch, der für das Gute kämpft. Es gibt einen Teil von uns, der Licht für andere sein will, einen Teil von uns, der will, dass andere sich an ihm festhalten können und sich auf ihn verlassen können. Wir wollen ein Fels sein, an dem sich jeder festhalten kann. Das ist der Atem Gottes in uns der Teil von uns, der das Gute will, die Schönheit, die Wahrheit, und der gerade das an anderen bewundert. Und dieser Teil von uns sieht auf den Heiligen Vater und Mutter Theresa und erkennt an, dass das, was sie getan haben und tun, wirklich richtig, schön und wichtig ist. Wir sehen ihre Selbsthingabe. Also gibt es einen Teil von uns, der das auch will.
Aber gleichzeitig gibt es einen anderen Teil von uns, den der heilige Paulus so beschreibt: Ich sehe das Gute, und ich will das tun, was gut ist, in mir ist aber ein Gesetz, das allem anderen folgt. (vgl. Röm 7) Paulus sprach von der Unterwerfung seines Fleisches, damit er, nach allem Reden über die guten und schönen Dinge zu den anderen, nicht der Verurteilung anheim fällt. Wir erleben also in uns den Teil, der das Gute und Gerechte will, der nach dem Schönen ausschaut. Wir erleben aber ebenso den anderen Teil in uns, der von dem, was unmittelbar vor uns liegt, ergriffen wird. Nachdem wir ihm nachgegeben haben und wieder in uns kehren, sagen wir zu uns, dass wir das nie hätten tun sollen z.B. ein Ausbruch von Ärger, von Ungeduld; wenn wir unsere Nächsten ausnutzen; wenn wir lüsternde Gedanken haben; usw. Manchmal meinen wir, dass dieses Aufeinanderprallen in uns falsch ist, dass es das nicht geben sollte, aber gerade so hat Gott uns erschaffen.
3. Der Spalt
Eigentlich hat Gott uns eben nicht so gemacht. Am Anfang machte Gott Adam und Eva aus Materie und Geist. Erst danach kam die Tragödie der Ursünde, wodurch wir die geschwächte Menschennatur geerbt haben. Das, was in Harmonie war, als Gott es am Anfang erschaffen hatte, ist jetzt in Disharmonie. Wir erfahren diesen Spalt viel tiefer, und die irdischen Dinge ziehen uns viel stärker auf Abwege, als Gott es jemals gewollt hat. Unser Wille, unser geistiger Teil, ist viel schwächer, als Gott es gewollt hat. Die Zusammensetzung, aus der Gott uns gemacht hat, hilft uns, unsere gegenwärtige Situation nach der Ursünde zu verstehen. Es ist fast so, als würden wir aus zwei Personen bestehen. Die Person, die zu Gott geht, um Vergebung bittet und wieder aufstehen möchte, und die Person, die zurückgeht und das Gleiche wieder tut.
Können wir es aushalten, geteilt zu sein? Wir merken, dass da etwas falsch ist. Wir leiden zuviel, wenn wir in beide Richtungen gezogen werden. Wir möchten alles zusammen bringen. Wir möchten wie jene Menschen werden, die mit Gottes Hilfe alles zusammen gebracht haben.
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir dieses Auseinandergezogensein, dieses Aufeinanderprallen, diesen Widerspruch überwinden können. Ein Weg ist einfach, er heißt Zeitgeist und wir sind sehr versucht, auf ihm zu gehen. Man könnte fast sagen, dass wir ihn manchmal beneiden. Und es ist der Zeitgeist, wegen dem wir unser Gewissen unterdrücken, und aus dem heraus wir zu uns selbst sagen, dass es keinen Sinn macht, nach jenen mutigen, edlen und richtigen Dingen zu suchen. Wenn du überleben willst, dann musst du einfach nachgeben und so wie alle anderen leben. Unsere freie Gesellschaft ist fast wie das Meer, das gegen den Strand kämpft: Die Wellen schlagen gegen den Strand und unterspülen ihn sofort. Wir leben in der Welt, unter Freunden, gehen zur Schule, arbeiten, und wenn wir den Fernseher anschalten oder ein Buch aufschlagen, welche Welle schlägt uns dort entgegen? Wir treffen dort auf den Rat, allein für den gegenwärtigen Moment zu leben. Leben Sie für das Vergnügen, versuchen Sie nicht zu weit nach vorne zu schauen und versuchen Sie nicht herauszubekommen, welche Kräfte in der Gesellschaft eigentlich am Werke sind. Verdienen Sie Geld, machen Sie es sich bequem, gönnen Sie sich, was Sie brauchen. Diese schlagenden Wellen spülen all das weg, was Gott in unserer Seele tun will, und es sieht dann darin aus wie ein Strand nach einem Sturm.
Die Welt sagt uns also, dass wir in unserem Leben keine Probleme haben werden und sie auch nicht schaffen, wenn wir das beachten: Nur keine Panik, frag nicht zuviel, denk über dieses religiöse Problem nicht zuviel nach. Beachte nicht dein Gewissen was ist richtig oder was ist falsch? Du machst es schon richtig. Das ist ganz normal so. Warum die Ehe respektieren? Warum andere Menschen achten? Was haben andere für Rechte über mich? Warum das Leben achten? Warum ehrlich sein? Wenn du betrügen kannst, einen Deal drehen kannst, den kürzeren Weg nehmen kannst, schnelles Geld machen kannstdann tu es, solange man dich nicht erwischt. Ist so nicht die Welt, in der wir leben?
Es gibt noch einen zweiten Weg, wie wir die Trennung überwinden können. Er erfordert viel mehr Anstrengung, ist viel schwieriger und dauert länger. Er verlangt von uns, dass wir den materiellen-menschlichen-instinktiven-leidenschaftlichen Teil beherrschen, und dass er uns gehorcht. Dieser Weg bringt aber echtes Glück und das, was Christus uns anbietet: das christliche Leben. Er bringt uns alles, was Gott uns gelehrt hat, was Gott uns gebracht hat, die Erlösung und die Gnade, die Christus uns erworben hat, hinein in unser tägliches Leben. Er verändert alles, was wir tun, unsere Haltungen und unsere Ziele.
4. Die wahre Welt des Christentums
Es gibt einen Iren aus Dublin mit Namen Matt Talbot, dessen Heiligsprechungsprozess gerade läuft. Er war ein Trinker, und sein Vater ebenso. Er hat nie geheiratet; er versoff alles Geld, das er verdiente. Jeden Freitag ging er nach der Lohnauszahlung direkt zur Bar, von einer Auszahlung zur anderen. Es kam der Moment, wo er sich ändern wollte (damals gab es die anonymen Alkoholiker noch nicht). Seine Mutter und ein Priester lasen ihm die Leviten. Von der Zeit an begann er ein Leben des Gebets und der Buße zu führen. Als er starb, entdeckte man, dass er zur Buße Ketten um seinen Körper gewickelt trug und dass er sie so fest gezogen hatte, dass sie in seine Haut einschnitten. Von seiner Bekehrung an schlief er nie mehr in einem Bett, sondern auf einem Brett mit einem Holzklotz als Kopfkissen. Er stand früh am Morgen auf und betete, bis die Kirche geöffnet wurde und ging dann zur heiligen Messe, bis es Zeit zur Arbeit war, und gleich nach der Arbeit ging er entweder in die Kirche oder gleich nach Hause.
Er suchte schnell die Ursache für seine verkehrten Handlungen, und es war sicher nicht leicht, sich darin zu ändern. Einmal ging er mit seinem Lohn in der Tasche nach Hause und es war schon eine Weile her, seit er nicht mehr in einer Bar gewesen war. Er ging in die Bar, wo er meistens getrunken hatte; das Geld juckte ihn in seiner Tasche und er wollte nur einen einzigen Drink zu sich nehmen, als er dort auf dem Barhocker saß. Es war für ihn aber ein Wunder, das Gott für ihn wirkte, dass der Barkeeper nie zu ihm hinschaute und nie zu ihm kam, um ihn zu fragen, was er trinken wolle, der Barkeeper behandelte ihn so, als ob er nicht da wäre. Dann wurde ihm klar, was er eigentlich gerade im Begriff war zu tun und er stand auf und rannte aus dem Pub. Von dem Tag an wollte er nie mehr Geld in seiner Tasche haben. Er sagte: Ich bin so schwach, dass ich, wenn ich Geld dabei habe, immer in Gefahr bin, in den Pub zu gehen, und so nahm er von da an kein Geld mehr mit sich. Er benutzte einen anderen Weg zur Kirche und einen anderen Weg zur Arbeit, damit er nicht an einer Bar vorbeigehen musste. (Das ist sehr schwer in Dublin; es gibt dort zwei oder drei in einer Straße.) Daher nahm er so manchen Umweg auf sich, um sich nicht in Versuchung zu bringen.
Was er da tat, veränderte sein Leben und seine Handlungen, indem er das umsetzte, was er als Gottes Willen erkannt hatte. Er ging zu Christus, der Quelle seiner Stärke, und änderte so wirklich das, was er tat, er änderte seine Wege, achtete auf das, was er in seinen Taschen hatte, änderte die Zeit seines Aufstehens, änderte das, womit er seine Zeit sonst verbrachte. Somit bedeutet dieser zweite Weg, den wir haben, um den Konflikt in uns zu lösen, die Erlösung Christi anzunehmen und die Dinge, die wir tun, mit Gottes Hilfe zu ändern. Wir sollen also nicht einfach so vor uns hinleben.
Wenn ich in der Schule bin und merke, dass ich dem Tun der anderen folge, hinterher aber Gewissensbisse bekomme, muss ich mein Tun ändern. Ich muss mich fest dazu entschließen, das zu ändern, was geändert werden muss und ich darf dabei nicht erwarten, dass es einfach wird. Und dann geht es ans Umsetzen. Unsere Entschlüsse müssen real, solide und durchführbar sein. Wir können gute Freunde haben, aber wenn sie nicht die Freunde sind, die wir brauchen, werden sie uns sogar die guten Dinge, die wir haben, wegnehmen. Wir müssen darauf achten, mit wem wir umgehen. Manchmal ist es notwendig, die Freundschaften zu ändern, um in unser Leben Stimmigkeit und Einheit zu bringen und um diese Spaltung und Teilung in uns zu überwinden.
Das ist die zweite Möglichkeit, die wir haben, um den inneren Spalt zu überwinden: auf der einen Seite ist das, was wir sehen und wünschen, wenn wir uns von unseren Sinnen (der materielle Teil von uns), oder von unseren geistigen Leidenschaften (wie der Stolz) leiten lassen, die eine Folge unserer geschwächten Menschennatur sind und auf der anderen Seite ist das Wissen um Gottes Willen und um das, was ihm gefällt. Wir erlangen Einheit und Frieden in unserer Seele, wenn wir Gott zu uns sprechen lassen und ihn tun lassen, was ihm gefällt, selbst wenn wir dafür einen hohen Preis bezahlen müssen.
Gewissenserforschung:Um zu helfen, unser Leben zu prüfen im Licht der Eingebungen, die Gott uns in dieser Zeit, die wir gerade mit ihm verbracht haben, gegeben hat.
1. Gibt es in meinem Leben Angewohnheiten, die ich ändern sollte? Höre ich Gottes Stimme in meinem Gewissen, die mir dazu rät?
2. Führen mich meine Freunde und der Spaß, den ich mit ihnen teile, zu Gott hin oder von Gott weg?
3. Mache ich feste Vorsätze, wenn ich bete, oder ändere ich schnell meine Meinung und lebe einfach so vor mich hin?