Freitag, 26. März 2010

Offizielle Stellungnahme zur momentanen Situation der Legionäre Christi und der Bewegung Regnum Christi

Ordensleitung der Legionäre Christi entschuldigt sich erneut und weist Schritte in die Zukunft

Logo RCLCLogo RCLCIn einer offiziellen Stellungnahme vom 25. März 2010 richtet sich die gesamte Ordensleitung hinsichtlich der momentanen Situation der Legionäre Christi und der Laienbewegung Regnum Christi an alle Mitglieder und Freunde.

Darin fasst sie zunächst noch einmal die bekannten gewordenen Tatsachen aus dem Leben des Gründers, P. Marcial Maciel (1920-2008), zusammen, macht die Haltung der Ordensgemeinschaft und Apostolatsbewegung dazu deutlich und bittet erneut um Entschuldigung für die schwerwiegenden Verfehlungen, wobei sie sich besonders an all diejenigen wendet, die dadurch verletzt worden sind.

Besondere Bedeutung misst sie in diesem Zusammenhang der von Papst Benedikt XVI. eingeleiteten Apostolischen Visitation zu, die am 15. März, nach Abschluss der Arbeit der fünf Visitatoren, in eine neue Phase eingetreten ist.

Die Ordensoberen richten schließlich gemeinsam ihren Blick auf die Zukunft der Legionäre Christi und des Regnum Christi. Sie bringen insbesondere ihren festen Willen zum Ausdruck, sowohl die Wahrheit der eigenen Geschichte zu ergründen und aufzuarbeiten, als auch mit erneuter Anstrengung, an der Hand der Kirche, die Lehren aus der zurückliegenden Zeit zu ziehen.

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 25. März 2010

Hochfest der Verkündigung des Herrn

Einleitung

Anlässlich der alljährlich stattfindenden Besprechungen der Territorialdirektoren mit dem Generaldirektor und seinem Rat wenden wir uns an unsere Brüder Legionäre Christi, an die Gottgeweihten und alle Mitglieder der Bewegung Regnum Christi, die Familien und Freunde, mit denen wir diese Phase unserer Geschichte durchschreiten, wie auch an alle, die durch die verwerflichen Taten unseres Gründers, P. Marcial Maciel Degollado LC, betroffen, verletzt oder erschüttert worden sind.

Wir haben einiger Zeit bedurft, um diese Tatsachen seines Lebens zu assimilieren. Für viele – vor allem die Opfer – war diese Zeit zu lang und schmerzvoll.

Manchmal waren wir nicht fähig, allen beizustehen, wie es nötig gewesen wäre und wie wir es auch gerne getan hätten. Deshalb fühlen wir uns zu dieser Erklärung gedrängt.

1. Über einige Tatsachen aus dem Leben unseres Gründers, P. Marcial Maciel LC (1920-2008)

Wir dachten und hofften anfangs, dass die Anschuldigungen gegen unseren Gründer falsch und unbegründet seien; denn sie entsprachen nicht den Erfahrungen, die wir mit ihm und seinem Werk gemacht hatten. Doch am 19. Mai 2006 veröffentlichte der Pressesaal des Heiligen Stuhls eine Erklärung als Abschluss der durch die Glaubenskongregation im Jahr 2004 begonnenen kanonischen Untersuchung. Damals gelangte die Glaubenskongregation zu einer hinreichenden moralischen Gewissheit, um P. Maciel schwere kanonische Sanktionen aufzuerlegen, entsprechend der Anschuldigungen gegen ihn, u.a. wegen Handlungen sexuellen Missbrauchs von Knabenseminaristen. Wir bedauern es zutiefst, dass diese Dinge geschehen sind.

Daher „hat die Kongregation für die Glaubenslehre […] beschlossen, angesichts sowohl des fortgeschrittenen Alters von P. Maciel als auch seines angeschlagenen Gesundheitszustandes auf einen kanonischen Prozess zu verzichten und den Pater dazu einzuladen, ein zurückgezogenes Leben des Gebets und der Buße zu führen unter Verzicht auf jeglichen öffentlichen pastoralen Dienst. Der Heilige Vater hat diese Entscheidungen approbiert.” (Presseerklärung des Heiligen Stuhls, 19. Mai 2006)

Danach erfuhren wir, dass P. Maciel eine Tochter hatte, die aus einer längeren und festen Beziehung zu einer Frau hervorging, und von anderen schwerwiegenden Verfehlungen. Später erschienen zwei weitere Personen, die behaupten, Kinder von ihm zu sein; zwei Brüder aus einer Beziehung zu einer anderen Frau.

Wir missbilligen diese und all jene Taten aus dem Leben von P. Maciel, die den Pflichten eines Christen, Ordensmannes und Priesters widersprechen und betonen nachdrücklich, dass diese nicht dem entsprechen, was wir in der Legion Christi und der Bewegung Regnum Christi zu leben versuchen.

2. Die Haltung der Legion Christi und der Bewegung Regnum Christi zu diesen Tatsachen

Wir drücken erneut allen, die durch die Taten unseres Gründers geschädigt worden sind, unseren Schmerz und unser tiefstes Bedauern aus.

Wir nehmen an dem Leid Anteil, die dieses Ärgernis der Kirche zugefügt hat, und es betrübt und schmerzt uns zutiefst.

Wir bitten all jene um Verzeihung, die ihn in der Vergangenheit beschuldigt hatten und denen man keinen Glauben oder kein Gehör schenkte; wir konnten uns damals dieses Verhalten unseres Gründers einfach nicht vorstellen. Sollte es sich zeigen, dass es schuldhaftes Mitwirken gab, werden wir gemäß der Grundsätze der christlichen Gerechtigkeit und Liebe handeln und diese Personen für ihr Handeln zur Rechenschaft ziehen.

Wir bitten auch unsere Familien, Freunde, Wohltäter und Menschen guten Willens um Verzeihung, die das Gefühl hatten, dass ihr Vertrauen verletzt worden ist.

Wir fühlen als Glieder des mystischen Leibes Christi die Notwendigkeit, mit christlicher Gesinnung seine Fehler und das Ärgernis wiedergutzumachen, das dadurch entstanden ist. Daher laden wir alle, die Teil unserer geistlichen Familie sind, ein, ihre Gebete und Opfer in diesem Anliegen zu intensivieren.

Wir haben als Christen und Priester auch die Pflicht, weiterhin auf jene zuzugehen, die auf irgendeine Weise betroffen sind. Ihnen gilt unsere größte Sorge und wir bieten ihnen jene geistlichen und pastoralen Hilfen an, derer sie bedürfen. So wollen wir zur nötigen christlichen Versöhnung beitragen. Wir sind uns allerdings auch bewusst, dass letztlich nur Christus fähig ist, echte Heilung zu bewirken und „alles neu zu machen“ (vgl. Offb 21,5).

Gott hat in seinem geheimnisvollen Ratschluss P. Maciel als Werkzeug zur Gründung der Legion Christ und der Bewegung Regnum Christi erwählt, und wir danken Gott für das Gute, das er verwirklicht hat. Gleichzeitig erkennen wir mit Schmerz an, dass wir ihn angesichts der Schwere seiner Vergehen nicht mehr als vorbildlichen Christen und Priester betrachten können.

Nach dem Beispiel Christi, der die Sünde verurteilt, aber den Sünder retten will, und überzeugt von der Wichtigkeit und Schönheit der Vergebung vertrauen wir unseren Gründer der barmherzigen Liebe Gottes an.

3. Die apostolische Visitation

Wir möchten dem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., unsere Dankbarkeit ausdrücken, nicht nur, weil er uns „seine Solidarität und sein Gebet in dieser delikaten Zeit“ erneuert hat (vgl. Brief von Kardinal Tarcisio Bertone SDB an P. Álvaro Corcuera, 10. März 2009), sondern auch, weil er uns die Apostolische Visitation angeboten hat, um uns zu helfen, die „bestehenden Schwierigkeiten zu meistern“ (ebenda). Wir hoffen, so die nötigen Schritte zu tun, um die Grundlagen, die Ausbildung und das tägliche Leben der Legionäre Christi und der Mitglieder der Bewegung Regnum Christi zu festigen.

Wir danken den fünf apostolischen Visitatoren, Mons. Ricardo Blázquez, Mons. Charles J. Chaput, OFM Cap., Mons. Ricardo Ezzati SDB, Mons. Giuseppe Versaldi y Mons. Ricardo Watty MSSp für Ihre Arbeit, die sie mit so viel Hingabe und väterlicher Sorge verwirklicht haben.

Wir werden die aus der apostolischen Visitation erwachsenden Anweisungen und Empfehlungen des Heiligen Vaters mit kindlichem Gehorsam aufnehmen und verpflichten uns, sie umzusetzen.

4. Auf die Zukunft gerichtet 

Seit dem im Januar 2005 begangenen Generalkapitel, bei dem P. Álvaro Corcuera LC zum Generaldirektor gewählt wurde, haben wir versucht, die Legion Christi und das Regnum Christi in Treue zu alldem zu leiten, was wir von Gott erhalten haben und was durch die Kirche approbiert worden ist. In demütiger Dankbarkeit nehmen wir die Segnungen und Früchte wahr, die der Herr uns bis heute zuteil werden ließ und wir wissen uns dafür verantwortlich, unsere  Geschichte, unser Charisma und unsere Spiritualität tiefer zu durchdringen. 

Wir blicken hoffnungsvoll in die Zukunft, denn unser Leben stützt sich einzig auf Gott. Wir vertrauen völlig auf ihn und die Allmacht seiner Liebe, der, wie der heilige Paulus sagt „bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28). Wir wissen, dass wir auf diesem Weg auf den Beistand des Heiligen Geistes und die mütterliche Leitung der Kirche zählen können. 

Unser Ziel als einzelne und als Institution besteht darin, Christus zu lieben, sein Evangelium zu leben und sein Reich des Friedens und der Liebe auf der Welt zu verbreiten. Wir sind uns bewusst, dass wir dazu einer beständigen persönlichen und gemeinschaftlichen Erneuerung bedürfen,  in Treue zu den Traditionen des Geweihten Lebens, um so der Kirche und der Gesellschaft besser zu dienen. Die zurückliegende Zeit hat uns geholfen, über unsere Identität und Sendung nachzudenken; gleichzeitig hat sie uns dazu angeregt, in Demut und Einfachheit einige Aspekte unseres Daseins als Institution zu überprüfen. 

Wir haben den festen Willen, u.a.:

  • Weiterhin nach Versöhnung zu streben und die Begegnung mit jenen zu suchen, die gelitten haben.
  • Die Wahrheit unserer Geschichte zu ergründen und diese aufzuarbeiten.
  • In unseren Einrichtungen und Aktivitäten weiterhin den Schutz v.a. der Minderjährigen zu gewährleisten, gemäß aller zivilen und kirchlichen Vorgaben. 
  • In einer selbstlosen Dienstbereitschaft gegenüber der Kirche und den Menschen zu wachsen.
  • Mit allen Hirten und anderen kirchlichen Einrichtungen besser zusammenzuarbeiten.
  • Unsere Kommunikation zu verbessern.
  • Weiter darüber zu wachen, dass auf allen Ebenen die administrativen Kontrollen und Verfahren angewendet werden, und darüber entsprechend Rechenschaft abzulegen.
  • Unseren Einsatz zu verstärken, das Evangelium von Jesus Christus so vielen Menschen wie möglich anzubieten.
  • Vor allem mit erneuerter Anstrengung an der Hand der Kirche ein heiligmäßiges Leben zu erstreben.

 Schluss

Wir können diese Erklärung nicht beenden, ohne den vielen Tausend Legionären Christi, Gottgeweihten Frauen und Männern und Mitgliedern des Regnum Christi zu danken, die so großzügig ihr Leben dem Dienst an der Kirche und der Gesellschaft hingegeben haben und dies weiterhin tun. Wir danken auch den Mitarbeitern in den Apostolatszentren und Apostolatseinrichtungen. Dank ihnen können wir sagen, dass heute mehr Menschen in dieser Welt Jesus Christus kennen und lieben. Wir möchten auch jenen Dank sagen, die uns durch ihren Glauben, ihr Gebet und ihr Leiden vereint mit Christus unterstützt haben. 

Wir unterzeichnen diese Erklärung heute, am 25. März, dem Hochfest der Verkündigung des Herrn. Möge Er uns auf die Fürsprache seiner Mutter, der seligen Jungfrau Maria, die Gnade gewähren, das Geheimnis der menschgewordenen Liebe Gottes zu vertiefen und es mit erneuertem Eifer zu leben und weiterzugeben.

 

P. Álvaro Corcuera LC, Generaldirektor
P. Luis Garza LC, Generalvikar
P. Francisco Mateos LC, Generalrat
P. Michael Ryan LC, Generalrat
P. Joseph Burtka LC, Generalrat
P. Evaristo Sada LC, Generalsekretär
P. José Cárdenas LC, Territorialdirektor für Chile und Argentinien
P. José Manuel Otaolaurruchi LC, Territorialdirektor für Venezuela und Colombien
P. Manuel Aromir LC, Territorialdirektor für Brasilien
P. Rodolfo Mayagoitia LC, Territorialdirektor für Mexiko y Zentralamerika
P. Leonardo Núñez LC, Territorialdirektor für Monterrey
P. Scott Reilly LC, Territorialdirektor für Atlanta
P. Julio Martí LC, Territorialdirektor für New York
P. Jesús María Delgado LC, Territorialdirektor für Spanien
P. Jacobo Muñoz LC, Territorialdirektor für Frankreich, Schweiz und Irland
P. Sylvester Heereman LC, Territorialdirektor für Deutschland und Mitteleuropa 

 

Weitere Artikel zu diesem Thema finden Sie im Abschnitt „Ein neues Kapitel in unserer Geschichte“ über diesen Link.

Additional Info

  • Untertitel:

    Ordensleitung der Legionäre Christi entschuldigt sich erneut und weist Schritte in die Zukunft

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
  • Region: International

    

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