Als am Ostersonntag in der Kemptener Pfarrei St. Anton zum Abschluss der Christustage Mozarts Credo-Messe erklingt, füllen nicht nur Musikliebhaber und viele Gläubige die Kirchenbänke, sondern auch jugendliche Missionare des Regnum Christi sowie zahlreiche Neugierige, die in den vorausgegangenen Tagen persönlich angesprochen und eingeladen wurden.
Bereits zum siebten Mal bietet das Regnum Christi in der Karwoche in Kooperation mit Pfarreien Christustage an, dieses Jahr erstmals im Bistum Augsburg mit Dekan Bernhard Hesse und seinem Pastoralteam. Das Projekt passt zur Vision der Pfarrei, „eine einladende und betende Gemeinde [zu sein], die alle Menschen willkommen heißt und durch Christus in die heilende Liebe Gottes führen will sowie offen für das Wirken des Hl. Geistes missionarische Jüngerinnen und Jünger auszubilden [möchte], die in Freude dienend die Welt verändern.“
Nachdem der Pfarrgemeinderat im November letzten Jahres die Durchführung der Christustage beschlossen hatte, wurden Programm und Einladung erstellt, Gastfamilien zur Unterbringung organisiert, Banner gedruckt, Einladungsflyer verteilt, und ein zwanzigköpfiges Team übernahm die Verpflegung der Gäste.
Eine zuhörende und einladende Kirche
Inspiriert von der Aussendungsmesse mit Weihbischof Florian Wörner am Mittwoch der Karwoche zogen die jungen Leute von Haus zu Haus sowie ans nahe gelegene Einkaufszentrum „Forum Allgäu“, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, Gebetsanliegen zu sammeln und zu den Veranstaltungen der Pfarrei einzuladen. „Wir wollen eine zuhörende und einladende Kirche sein, die nichts verkauft oder aufschwatzt, sondern ein Geschenk anbietet und Freude teilt“, erklärt Br. Raphael Böhm, der die acht Besucherteams koordinierte und begleitete.
Die Erfahrungen sind sehr unterschiedlich und vielseitig: Von gleichgültiger Ablehnung bis zur herzlichen Aufnahme erlebten die jungen Leute die ganze Bandbreite menschlicher Begegnungen. „Sehr beeindruckt hat mich das Gespräch mit einer Frau, die von ihrer persönlichen Christuserfahrung bei einem Italienurlaub und der anschließenden Wiederentdeckung des Glaubens berichtete“, erzählt Natalie Klaja, die erstmals an den Christustagen teilnimmt.
Christliche Botschaft außerhalb des Kirchenraums
Um die christliche Botschaft den Menschen auch außerhalb des Kirchenraums nahe zu bringen, erfand der hl. Franziskus das Krippenspiel, die Jesuiten nutzten das Theater, der hl. Don Bosco Zauberstücke. Bei den Christustagen gestalteten die Jugendlichen ein Passionsspiel, das sie am Abend des Karfreitags in der Turnhalle des benachbarten Allgäu Gymnasiums vor 200 Zuschauern aufführten. Auch Besuche mit gestaltetem Programm im örtlichen Kindergarten und Altenheim, ein Gaudi-Turnier und Kinderbibelnachmittag dienten der Begegnung, dem Austausch und inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Geschehen der Karwoche.
Christus im Zentrum
Zentraler Inhalt des Programms waren die liturgischen Feiern der Karwoche: „Es geht nicht darum, einfach nur wieder mal die Kirche zu füllen, damit dann wieder alles in Ordnung ist, sondern neu zu erfahren, dass Begegnung mit Jesus Christus möglich ist und diese Begegnung gerade in den Tagen der Karwoche in der Kirche geschehen kann“, erläutert P. Martin Baranowski beim Eröffnungsabend im Antoniushaus.
Das tägliche Morgenlob und den Kreuzweg am Karfreitag gestalteten die Jugendlichen selbst mit Betrachtungen, in denen sie ihre Glaubenserfahrung ebenso wie ihre Fragen und Sorgen ausdrückten. Bei den Predigten stand die Person Christi im Zentrum: Am Gründonnertag ein Blick auf Christus, der eine Beziehung zu Gott eröffnet (zum Nachhören auf Soundcloud), sowie die Betrachtungen von Territorialdirektor P. Valentin Gögele, der Christus als Herrn der Welt (zum Nachhören auf Soundcloud) und lebendige Person (zum Nachhören auf Soundcloud) vorstellt.
Das Musikteam unter der Leitung von Magadalena Sczuka, einer gottgeweihten Frau im Regnum Christi, gestaltete liebevoll und ausdrucksstark die Anbetung am Gründonnerstagabend sowie den Psalmengesang in der Osternacht. Eine spontan gegründete Schola sang am Morgen des Karsamstags die Trauermette, die von „Radio Horeb“ übertragen wurde. „Die Christustage helfen mir sehr, mich auf das Wichtige in der Karwoche zu konzentrieren und trotzdem diese mit viel Gemeinschaft und Freude zu erleben“, kommentierte ein jugendlicher Teilnehmer.
Einen missionarischen Aufbruch wagen
„Die Kirche ist jung, wenn sie sie selbst ist und wenn sie die immer neue Kraft des Wortes Gottes, der Eucharistie, der Gegenwart Christi und der Kraft seines Geistes jeden Tag empfängt. Sie ist jung, wenn sie fähig ist, immer wieder zu ihrer Quelle zurückzukehren“, rät Papst Franziskus zur Erneuerung der Kirche (Apostolisches Schreiben „Christus vivit“, Nr. 35). Diese Erneuerung strebten auch die Christustage an: „In erster Linie geht es um das intensive Erleben der liturgischen Feiern in der Karwoche. Zudem versucht die Initiative, positive Synergien zwischen Leben und Struktur der Pfarrgemeinden und der Spiritualität des Regnum Christi zu schaffen. Letztlich wollen wir ein Bewusstsein für die apostolische Dimension der christlichen Berufung wecken und im Sinne des ‚Mission Manifest‘ einen missionarischen Aufbruch wagen“, resümiert P. Martin Baranowski, der das Team der Christustage leitete.
Jugendliche als Protagonisten
Die Christustage verstehen sich als konkrete Umsetzung der Vision, die Papst Franziskus in seinem Nachsynodalen Schreiben „Christus vivit“ formuliert und mit der er Jugendliche zur aktiven Teilnahme an der kirchlichen Sendung einlädt: „Die jungen Menschen sind gerufen, als Christus Liebende das Evangelium überall mit dem eigenen Leben zu bezeugen. […] Liebe Jugendliche, lasst nicht zu, dass die Welt euch dazu bringt, nur die negativen oder oberflächlichen Dinge zu teilen. Seid fähig, gegen den Strom zu schwimmen und teilt Jesus, teilt den Glauben mit, den er euch geschenkt hat. Ich wünsche euch, im Herzen den gleichen unwiderstehlichen Impuls zu verspüren, der den heiligen Paulus bewegte, als er sagte: »Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1 Kor 9,16). […] Gott will euch, liebe Jugendliche, als seine Werkzeuge, um Licht und Hoffnung auszustrahlen. Er will auf euren Mut zählen, auf eure Frische und euren Enthusiasmus“ (Nr. 175-177).
Vielzahl von Erfahrungen
„Die Christustage waren für mich ein wunderbares unvergessliches Erlebnis, bei dem ich sehen konnte, wie groß Gott ist und dass wir immer wieder seine Werkzeuge sein können. Durch diese Tage konnte ich die Karwoche mal ganz anders und intensiver erleben“, schreibt Magdalena Raffl, die aus Südtirol angereist war und Anna Dömling aus Franken fügt hinzu: „Die Christustage sind für mich jedes Mal eine gute Vorbereitung auf Ostern. Auch wenn man eigentlich teilnimmt, um etwas zu geben, merkt man doch, dass Gott einem viel mehr zurück schenkt.“ Monika aus Mexiko studiert in München und hat schon viele Jahre an Christustagen in Mexiko und Deutschland teilgenommen: „Es gibt jedes Mal eine neue Erfahrung, die meinen Glauben und Beziehung mit Christus stärken.“ Wichtig für die Teilnehmer ist auch die Gemeinschaft: „Die Zeiten mit Jesus, die tiefe Gemeinschaft unter den Teilnehmern und die Mission selbst haben die Christustage zu absolut erfüllten Tagen gemacht.“
Wie es weitergeht
Was die Jugendlichen mit nach Hause nehmen sind der Mut und die Freude, über ihren Glauben zu sprechen. So berichtet ein Teilnehmer von seiner Heimreise: „Im Zug hatte ich eine Unterhaltung mit einem Inder, dessen Herz dabei von Gott berührt wurde.“ Pfarrgemeinderätin Maria Rota hat sich in der Pfarrei umgehört: „Durch die Christustage kam ein Strom des Segens auf die Pfarrei“, erhielt sie als Rückmeldung und „Es war sehr schön, wie die Missionare auf alle zugingen.“ Schließlich meint jemand: „Das sollten wir wiederholen, am besten schon nächstes Jahr.“ Auch Dekan Bernhard Hesse blickt zufrieden auf die Christustage zurück: „Wir brauchen unbedingt einen missionarischen Aufbruch, um den Glauben neu zu entdecken und zu leben“, forderte er vor dem Segen bei der Abschlussmesse. In der Pfarrei St. Anton gibt es verschiedene „Alpha-Kurse“, den Gebetsabend „Holiness“, Pfarrzellen, eine Elternschule und die Kinder-NET-Gruppe, in denen die Impulse der Christustage im normalen Alltag weitergeführt und vertieft werden.