Alice BresolinSeit Beginn des Jahres leitet Alice Bresolin das Apostolat „Looking good“ des Regnum Christi in Deutschland für Mädchen und junge Frauen. Alice kommt aus Brasilien und ist gottgeweihte Frau im Regnum Christi. Im Interview sprechen wir mit ihr über ihren Lebensweg und welche Pläne sie für die Jugendseelsorge hat.

Alice, schon seit einigen Jahren lebst und arbeitest du im ApostelHaus des Regnum Christi in Ratingen. Was hat dich als Brasilianerin dazu motiviert, nach Deutschland zu kommen? Gibt es etwas, was du hier z.B. vermisst oder was dir besonders gefällt?

Alice: Nach drei Jahren in Rom habe ich die Einladung nach Deutschland zu kommen erhalten und es war eine unerwartete Überraschung. Meine erste Motivation war einfach Jesus nachzufolgen, mit ihm zu gehen, dort wo er mich hinführt.

Alice bei der Einweihung des Apostelhauses RatingenIch fand es auch interessant, eine neue Sprache zu lernen – und ich muss es immer weiter lernen – aber mit den Bewusstsein, dass es ein Weg ist, um die Menschen zu verstehen und persönliche Beziehungen aufzubauen. Aus Brasilien vermisse ich natürlich meine Familie und das schöne Wetter meiner Heimatstadt. Ich freue mich aber sehr auf die deutsche Kultur und die Freunde, die ich hier kennengelernt habe.

Seit Beginn des Jahres leitest du das Apostolat „Looking good“ des Regnum Christi in Deutschland für Mädchen und junge Frauen. Wie hast du von diesem Apostolat erfahren und welche Erfahrungen hast du damit schon vorher machen können?

Alice: In Deutschland habe ich das „Looking Good“ als ein Apostolat erfahren, das die Mädchen in der Fülle ihrer Person fördert. Es besteht in viel mehr als äußerer Schönheit, sondern dass sie auch ihre innere Schönheit entwickeln und ausstrahlen können. Frauen haben einen Bei der Erneuerung der Gelübde während des Christkönigsfestes 2019natürlichen Bezug zur Schönheit und können mit ihren Talenten und Selbsthingabe die Gegenwart Gottes in besonderer Weise in unserer Gesellschaft sichtbar machen.

Alice, du hast als gottgeweihte Frau schon in verschiedenen anderen Ländern arbeiten können. Inwiefern ähnelt bzw. unterscheidet sich deiner Meinung nach die Glaubens-Situation in Deutschland?

Alice: Ich glaube, dass eine Stärke in der deutschen Kultur ist, die Fähigkeit zu hinterfragen: Ist das wahr? Hat es ein Fundament? Warum ist das so? Die Fragen können eine Tür sein, um den Glauben in Tiefe zu entdecken, wenn sie in den Rahmen einer Beziehung mit Gott Die Gemeinschaft der Gottgeweihten Frauen in Ratingengestellt sind. Das Problem beginnt, wenn diese Frage nicht genügend beantwortet wird. Wenn wir über Glaube sprechen, reicht eine rein rationale Einstellung nicht aus. Und man ist auch nicht zufrieden mit oberflächlichen Erfahrungen und Gefühle, die schnell verschwinden. Ich schätze an den Deutschen ihre Tiefe und bin überzeugt, dass jeder Mensch in Jesus den Sinn seines Lebens finden kann.

Seit gut einem Jahr leben die Menschen in Deutschland und weltweit mit dem Corona-Virus und allen damit einhergehenden Folgen. Was können du und dein Team derzeit für die Mädchen und jungen Frauen bei LGIO tun? Was brauchen Jugendliche gerade jetzt? Und wie geht ihr im Team mit der Situation um?

Alice: Als Team versuchen wir mit den Mädchen in Kontakt zu bleiben und die Gemeinschaftserfahrung so weit wie möglich anzubieten. Als ECYD-Mitglieder und danach als ECYD-Teamleiter habe ich erfahren, wie wichtig gute Freundschaften in den Jahren des Heranwachsens sind. Ich denke, dass die Mädchen in „Looking Good“ eine Möglichkeit haben, diese tiefe Freundschaft aufzubauen. Jedes Wochenende ist eine Chance in ihrer persönlichen Beziehung mit Jesus und untereinander zu wachsen. Ich hoffe, dass sie erfahren können, dass sie nicht alleine sind. „Wer glaubt ist nie allein“, hat Benedikt XVI. schon gesagt.

LGIO ist ein Apostolat des Regnum Christi, das schon fast zehn Jahre existiert und von Laien und gottgeweihten Frauen gestartet wurde. Welche Pläne hast du für LGIO in der nächsten Zukunft?

Alice: „Looking Good“ hat in den letzten Jahren in Deutschland viel Gutes getan und wir sind dankbar für alle, die es ermöglicht haben. Jede „Looking Good“-Gruppe hat ihre eigenen Veranstaltungen und ihre Teamleiter. Ich denke, dass unsere erste Aufgabe ist, die Mädchen und Teamleiter zu begleiten und zu unterstützen. Wir möchten, dass jedes Mädchen seine eigene Originalität entfalten kann: seine Persönlichkeit, seine Talente. Jedes Wochenende wird etwas gesät, aber man muss diese Heranwachsenden wie Pflänzchen gießen, sodass sie wachsen, Wurzeln schlagen, blühen und Frucht bringen können.

In Deutschland glauben wir natürlich, dass alle Brasilianer Fußball-verrückt sind. Was ist deine Lieblingssportart? Und für welche Mannschaft wirst du im nächsten Jahr bei der Weltmeisterschaft die Daumen hochhalten?

Alice: Es tut mir sehr leid für die Enttäuschung, aber ich bin kein echter Fußballfan. Ich schaue gern Formel-1-Rennen. Gleichzeitig stricke oder bastele ich, was eine merkwürdige Kombination ist. Ich genieße es auch die Weltmeisterschaft zu schauen und, falls Brasilien gewinnt, werde ich sehr froh sein. Ich habe den Deutschen für das 7 : 1 während der Weltmeisterschaft 2014 schon vergeben. Sie haben gut gespielt und haben es verdient. Ich finde es fair genug, aber es wird hoffentlich nicht noch mal passieren.

Danke, Alice, für das Gespräch und dir weiterhin Gottes Segen auf deinem Lebensweg!

Zur Person

Alice Bresolin wurde am 26. März 1985 in Brasilia (Brasiliens Hauptstadt) geboren. Sie war ECYD- und Regnum-Christi-Mitglied und hat am 23. Februar 2003 ihre Gelübde als Gottgeweihte Frau im Regnum Christi abgelegt. Nach ihrer Ausbildungszeit als Gottgeweihte in São Paulo und Madrid hat sie Studien in Erziehungswissenschaft und Religionswissenschaft abgeschlossen. Sie hat einen Master in Erziehungswissenschaften und einen Master in „Philosophische Praxis“ und „Existenzieller Anthropologie“. Von 2007 bis 2014 war sie Studienpräfekt und Ausbilderin in einer Internatsschule in Curitiba und danach hat sie im ECYD und als Katechetin in Brasilia gearbeitet. Darauf folgten Jahre in der Öffentlichkeitsarbeit der General Direktion der Gottgeweihten Frauen in Rom und in der Pastoral Abteilung der General Direktion des Regnum Christi. Seit 2017 lebt Alice in Deutschland, sie ist Mitglied im Territorialrat der Gottgeweihten Frauen des Regnum Christi und in Nordrhein-Westfalen im ECYD und für „Looking Good“ tätig.

(Das Interview führte Karl-Olaf Bergmann.)