Sie haben Fragen zum katholischen Glauben? Gut so! Fragen gehören zur Suche nach Wahrheit und geistlicher Entwicklung.

Der christliche Glaube ist ein Weg mit Gott, der Reflexion und persönliche Auseinandersetzung erfordert. Glaubensfragen sind kein theoretisches Unterfangen, sondern vor allem persönliche Schritte auf diesem Weg. Sie können uns näher und tiefer in das Geheimnis der Gegenwart Gottes in unserem Leben führen.

„Der Heilige Geist schenkt einzelnen Menschen ein besonderes Heilungscharisma [vgl. 1 Kor 12,9.28.30], um zu zeigen, wie wirkkräftig die Gnade des Auferstandenen ist.“ (KKK, Nr. 1508) (Foto von Jeremy Bishop auf Unsplash)Fragen und Antworten

Auf viele unserer Fragen werden wir erst vor Gottes Angesicht die ganze Antwort erhalten. Manche Antworten können wir uns gegenseitig geben, im Austausch der eigenen Erfahrungen mit Gott und über das, was er uns in Jesus Christus in der Kirche offenbart hat.

Auf einige Glaubensfragen der Leser unserer „Täglichen Meditationen“ versucht P. Thomas Fox LC schriftlich Antworten zu geben. Seit elf Jahren leitet er, als Theologe und Chefredakteur, auch das Autorenteam der „Täglichen Meditationen“ und lädt Menschen dazu ein, das Geheimnis Christi zu erforschen, sich dem Abenteuer der persönlichen Beziehung zum Wort Gottes zu stellen.

„Grüß Gott und danke für die Meditation“, schrieb kürzlich eine Leserin, „aber ich kenne keinen Priester, der heilen kann. Gibt es heute keine Priester mehr, die Menschen heilen können? Warum nicht, wo sie doch die Vollmacht haben? Ist diese nicht mehr wirksam in den heutigen Priestern, wo es so unzählige Kranke gibt. Ich habe im Krankenhaus gearbeitet, aber nie einen heilenden Priester gesehen, warum?“

Gibt es noch Priester, die in Jesu Namen heilen?

Nachfolgend finden Sie die Antwort von P. Thomas.

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Pater Thomas Fox LCGrüß Gott, …

Ihre Frage ist berechtigt und viele stellen sich sicher ähnliche Fragen, denn dieser Bereich wird von Priestern in unseren Breitengraden selten abgedeckt. Wir sind weder dafür ausgebildet, noch besitzen wir genug praktische Erfahrung auf diesem Gebiet. Das ist das Hauptproblem, also wo Heilung heute noch aus der Nähe erfahrbar ist, nicht so sehr die grundsätzliche Frage, ob Heilung heute noch möglich ist.

Eine Heilung, bei der ich selbst anwesend war, trug sich 1996 in Guadalajara, Mexiko, zu, wo ein vierjähriges Kind aufgrund einer Segnung mit dem Allerheiligsten von einer Fissur im Gehirn geheilt wurde. Ich befand mich damals noch in Ausbildung und arbeitete in einer Schule der Legionäre Christi. Wir wollten damals eine heilige Messe für Kranke aus dem Umkreis der Familienangehörigen unserer Schüler feiern und ihnen die Krankensalbung spenden, aber der zuständige Pfarrer genehmigte das nicht. So hat unser damaliger Oberer am Ende der heiligen Messe allen, die das wollten, einfach einen eucharistischen Einzelsegen gespendet.

Dieses Kind, von dem ich sprach, war aufgrund der Fissur bis zu jenem Moment von starken Kopfschmerzen geplagt gewesen, sagte aber zu seiner Mutter, als es gesegnet worden war, dass die Schmerzen weg wären. Die Mutter hielt das für unmöglich und brachte das Kind in den nächsten Tagen ins Krankenhaus, wo man noch einmal eine Aufnahme des Gehirns machte und feststellte, dass die Fissur geheilt und vernarbt war.

Etwa ein halbes Jahr später pilgerten wir zum nahen Marienheiligtum Unserer Lieben Frau von Zapopan, um ihr für diese Heilung zu danken. Bei der Gelegenheit traten die Eltern auf und legten vor der versammelten Gemeinde Zeugnis vom Geschehenen ab.

Wie gesagt, das ist eine Heilung, bei der ich selbst anwesend war und mich persönlich davon überzeugen konnte. Ansonsten habe ich über Mitpriester von vielen Heilungen erfahren, habe einige, die als solche dargestellt wurden, bei verschiedenen Glaubens-Veranstaltungen bezeugt gesehen und erfahre regelmäßig von Heilungen durch eine Person, die zusammen mit einer Gebetsgruppe über Kranke betet, wobei es sich in diesem Fall um innere Heilungen handelt.

Dass Heilung durch Gebet heute noch geschieht, ist für mich eine Tatsache, wie sie es auch für das frühe Christentum war – das ist aus den Quellen des Neuen Testaments eindeutig erwiesen, z.B. die Heilung des von Geburt an Gelähmten durch Petrus und Johannes (Apg 3,1-8). Wenn man darüber hinaus bedenkt, dass (außer im Falle eines Märtyrers) jede Seligsprechung und Heiligsprechung ein nach menschlichem Ermessen erwiesenes Wunder (meist eine Heilung) voraussetzt, und die Kirche viele Menschen heiliggesprochen hat und heiligspricht, besteht eigentlich kein Zweifel daran, dass Heilung weiterhin geschieht.

Ein theologisch wichtiger Punkt in dieser Frage scheint mir zunächst darin zu bestehen, festzuhalten, wer heilt: Es ist immer Jesus Christus, der heilt. Wenn auch ein Priester (und nicht selten auch Laien) als Mittelsmann auftritt, so tut er das immer im Namen Jesu Christi und ist in diesem Sinne nie selbst derjenige, der heilt – da Sie sagen, Sie hätten noch nie „einen heilenden Priester“ gesehen. Jesus Christus ist wirklich „der Auferstandene“, Er ist lebendig und wirkt weiterhin in der Kirche und in der Welt.

Weiterhin würde ich zur Untermauerung festhalten, was im Katechismus der Katholischen Kirche steht (Nr. 1508): „Der Heilige Geist schenkt einzelnen Menschen ein besonderes Heilungscharisma [vgl. 1 Kor 12,9.28.30], um zu zeigen, wie wirkkräftig die Gnade des Auferstandenen ist.“

Von daher, aufgrund des Zeugnisses der Heiligen Schrift und der Kirche, würde ich auf jeden Fall bestätigen, dass uns von Gott das Charisma der Heilung geschenkt ist. Und Gott wirkt über die Kirche hinaus. Es gibt viele kirchliche Gemeinschaften, freikirchliche Verbände und sogar andersgläubige Gemeinschaften, in denen Heilungen geschehen, oft wahrhafte und echte, aber freilich auch solche, die nicht immer aufgrund des Wirkens Gottes, sondern aufgrund des Wirkens gottfeindlicher Mächte geschehen.

Schließlich darf man in dieser Frage nicht vergessen, worum es Jesus Christus bei seinem Wirken auf Erden im Kern eigentlich ging: nicht zuerst darum, Kranke zu heilen, sondern Menschen aus der Verstrickung in das Böse und in die Sünde zu befreien. Dort, wo ein Mensch von Sünden befreit wird, geschieht innerste Heilung, denn seine Beziehung mit Gott wird wiederhergestellt.

Insofern heilt jeder Priester, der im Namen Jesu einen Beichtenden von seinen Sünden losspricht und jeder Priester, der einem Menschen die Krankensalbung spendet. Solche Formen der Heilung kennen wir alle. Und ich möchte auch nicht vergessen, hier zu erwähnen, was wahrscheinlich jeder von uns einmal bei einer eigenen Bekehrung erfahren hat. Umkehr ist eine Heilungserfahrung, denn dabei wird unser Herz neu auf Gott ausgerichtet und geheilt.

Wenn Sie sich für das Thema weiter interessieren, empfehle ich Ihnen, den Artikel des Katechismus über die Krankensalbung zu lesen (Nrn. 1499-1513).

Allerdings bringt Sie das, was ich gesagt habe, nicht unbedingt näher zu Menschen, die tatsächlich eine Heilungscharisma ausüben. Die Distanz zu Gemeinschaften, die solche Charismen empfangen haben und ausüben, wird bestehen bleiben, es sei denn, Sie suchen selbst danach, diese zu überwinden.

Vielleicht haben Ihnen meine Ausführungen dennoch geholfen.

…

Im Gebet verbunden, P. Thomas Fox LC

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