Weihnachten ist das Fest der Familie. Das galt sicher schon für die erste Weihnacht der Heiligen Familie. In den vergangenen Monaten durfte ich, wenn auch meist aus der Ferne, miterleben, wie sehr sich meine Schwester und mein Schwager über die Geburt ihres ersten Kindes gefreut haben und vielleicht sogar noch mehr meine Mutter und mein Vater über ihr lang ersehntes Enkelkind.
Bei Maria und Josef war das sicher nicht anders. Auch der himmlische Vater blickte mit großem Wohlgefallen auf seinen Sohn und dessen menschliche Familie. Gott, der jeden Menschen unendlich liebt, wünscht sich, dass sie in starken und frohen Familien aufwachsen und leben können. Doch schon die Heilige Familie hatte keinen Platz in der Herberge und musste dann sogar vor einem grausamen Kindermord fliehen. Das waren dramatische Umstände und ein weiteres klares Zeichen, dass der Sohn Gottes sich mit unserer menschlichen Realität in ihrer Größe und in ihrer Zerbrechlichkeit identifiziert. Darum gehört es auch wesentlich zur Sendung der Kirche, diese Keim- und Kernzelle mitzutragen. Sie soll den Familien den Plan Gottes in seiner Fülle anziehend vor Augen stellen, aber gerade auch auf die leidgeprüften Familien zugehen oder auf jene, die das christliche Familienideal nur in Bruchstücken verkörpern.
Dieser wichtige und wertvolle Ansatz von Papst Franziskus und der jüngsten außerordentlichen Bischofssynode begegnet mir auch persönlich immer wieder. Im vergangenen November musste ich einer Mutter mitteilen, dass ihr Sohn, ein spanischer Priester unserer Kongregation, bei einem Ausflug in der Schweiz mit dem Fahrrad tödlich verunglückt war. Was für eine Trauer! Kluge Worte helfen da wenig, noch dazu von jemandem wie mir, der so etwas weder erlebt hat, noch wirklich nachvollziehen kann. Maria hingegen hatte Jesus, ihren toten Sohn, in den Armen. Sie konnte und kann Trost spenden.
Und dann, jetzt im Advent, ein intensives Gespräch mit einem nicht mehr ganz jungen Mann über seinen großen Wunsch, endlich eine Frau für sich zu finden. Seine Sehnsucht war groß, aber innerlich und in seinem Verhalten war er noch wenig bereit, sich zu verschenken und so selbstlos die ihm vielleicht von Gott zugedachte Ehefrau glücklich zu machen. Am Schluss habe ich ihm einen Satz aus dem Schreiben von Papst Franziskus zum „Jahr des gottweihten Lebens“ vorgelesen: „Zieht euch nicht in euch selbst zurück, (…) bleibt nicht Gefangene eurer Probleme. Diese lösen sich, wenn ihr hinausgeht, um den anderen zu helfen, ihre Probleme zu lösen, und um die gute Nachricht zu verkünden. Ihr werdet das Leben finden, wenn ihr das Leben hingebt, die Hoffnung, wenn ihr Hoffnung gebt, die Liebe, wenn ihr liebt.“ Wie viel haben wir da alle zu lernen!
Zu Weihnachten werde ich Gott für all das Große danken, das er in den Familien wirkt, für seine Solidarität mit den Leidenden und für die vielen Helfer der Familien, gerade auch unter den Priestern und gottgeweihten Menschen.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich Gottes reichen Segen,
Ihr Pater Andreas Schöggl, LC