„Ich muss euch kurz eine Geschichte erzählen, die wieder einmal die Größe, die Kreativität und den Einfallsreichtum Gottes widerspiegelt“, fing P. Klaus seine WhatsApp-Nachricht an. „Ich sollte ja eigentlich schon in Mexiko sein. Aber ich habe gestern Nacht meinen Flug in London nach Mexiko verpasst, weil mein Flug von Düsseldorf nach London viel zu spät war.“
So begann eine Voice-Nachricht von P. Klaus diese Tage, die er vom Flughafen Heathrow via WhatsApp an eine Gruppe Jugendlicher aus dem Regnum Christi in Österreich und Deutschland gesandt hat.
Wer ärgert sich nicht darüber, wenn er einen Anschlusszug oder Flug verpasst? P. Klaus hatte sich auf den Weg nach Mexiko gemacht, wo er an einem zweimonatigen geistlichen Erneuerungskurs für Priester der Legionäre Christi teilnimmt. Doch der Flieger von Düsseldorf hat Verspätung, viel zu viel, wie sich in London herausstellt. Das Ticket für den Weiterflug nach Mexico ist plötzlich nichts mehr wert. Fast einen Tag lang muss Pater Klaus auf den nächsten Flug warten, was tun? Zeit vertreiben, sich die Stadt ansehen. Kaum verlässt er das Gebäude, trifft er einen Mann. Dieser fragt ihn, ob er ein Priester sei. Was P. Klaus dann erlebt, ist beinahe unglaublich. Es ist eine Geschichte, die die Größe, die Kreativität und den Einfallsreichtum Gottes widerspiegelt.
Da stand er nun nachts um 11 Uhr ziemlich allein am Flughafen Heathrow in London. Die ganzen Flughallen waren fast leer. „Ich wusste nicht, was ich tun soll“, erzählt er weiter. „Dann habe ich irgendjemanden gefragt, wo ich ein billiges Hotel finde und verließ den Flughafen. Den ersten Mann, den ich vor dem Flughafen traf, sah ich an. Er schaute mich auch an und fragte, ob ich ein Taxi suche. Ich sagte: Nein, ich suche einen Bus. Dann fragte er: Sind Sie ein Priester? Ich antwortete: Ja. Der Mann sagte: Bah. Mein ganzes Leben lang habe ich so viel unglaublich böse Dinge getan. Wirklich, wirklich so viel Böses und Schlechtes. Und ich habe mir immer wieder gedacht, dass ich das eigentlich irgendwie mal beichten sollte. Worauf ich sagte:
Wow, here I am! Hier bin ich!
Dann setzte sich der Kerl mit mir hin. Ich gab ihm eine kleine Katechese, denn er war noch nie in seinem Leben beichten, obwohl er fast 40 und katholisch ist. Er erzählte mir seine ganze Lebensgeschichte und er legte die Beichte ab. Es war wohl der schwerste Sünder, den ich je hatte – aber auch die schönste Beichte – deshalb, weil man wirklich so viel vergeben kann.
So, das war nachts um halb eins bis eins, auf der Straße vor dem Flughafen. Er kniete dann da und die Leute gingen an uns vorbei. Er rauchte eine Zigarette und ich paffte auch ein bisschen, sodass wir uns verstehen, sozusagen. Und am Schluss schenkte er mir 80 Pfund und sagt: Sie können hier reingehen und übernachten. Ich zahle ihnen das.
Am nächsten Vormittag sah ich mir die Stadt an, weil ich einen ganzen Tag Zeit hatte. Zurück am Flughafen fragte noch einmal, wie das jetzt mit dem Flug sei. Innerhalb von zwei Minuten gab mir die Frau am Schalter ein neues Ticket, kostenlos, null Euro!
Aus dem verpassten Flug hat Gott Folgendes gemacht:
Ein Sünder, der nach vielen, vielen Jahren seine schweren Sünden nachgelassen bekommen hat. Ein tolles Hotelzimmer, in dem ich mich ausruhen konnte. Eine Sightseeingtour in London. Null Euro Kosten für Übernachtung, Frühstück usw., weil ich das alles gespendet bekommen habe. Und jetzt der Flug nach Mexiko.
Also, Jesus ist schon unglaublich groß und unglaublich einfallsreich. Und macht aus Dingen, die uns eigentlich total nerven könnten, Sachen, die wir uns gar nicht vorstellen können.
Also, die Moral der Geschichte: Regt euch nie auf und wisst, dass Gott überall immer auch mit dabei ist. Und aus den Unannehmlichkeiten der Menschen seine Geschichte schreiben kann.“