Dienstag, 11. Dezember 2012

Ein Charisma und eine Sendung

Brief des Päpstlichen Delegaten

 

Dein Reich komme!

Liebe Mitglieder und Freunde des Regnum Christi,

ich übermittle Ihnen die deutsche Übersetzung eines Briefes, den der Päpstliche Delegat Kardinal Velasio De Paolis am vergangenen 11. Juli an die Legionäre Christi und Mitglieder des Regnum Christi geschrieben hat. Kardinal De Paolis unterstreicht darin, was viele von uns in den vergangenen Jahren immer wieder dankbar erfahren durften: Im Regnum Christi bilden wir eine große geistliche Familie, gleichsam einen Leib, in dem wir ein gemeinsames Charisma und ein gemeinsames Apostolat teilen und in dem den Legionären, den Gottgeweihten und allen übrigen Mitgliedern eine spezifische Rolle im Dienst des Ganzen zukommt.

Ich freue mich über die Einladung des Delegaten, all das miteinander zu vertiefen. Sobald im Herbst die im Brief angekündigten Texte und organisatorischen Leitlinien mitgeteilt werden, werden wir auch die konkrete Vorgangsweise für unser Territorium festlegen. Schon jetzt bitte ich Sie, den Zusammenhalt unter allen Teilgruppen und die gemeinsame Sendung des Regnum Christi durch Wort und Tat zu fördern und in Ihr Gebet einzuschließen.

Mit herzlichen Segenswünschen in Christus,

P. Andreas Schöggl LC

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An die Mitglieder des Regnum Christi 
und die Mitglieder der Kongregation der Legionäre Christi

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Seit meiner Ernennung zum Päpstlichen Delegaten der Legionäre Christi im Juli 2010 habe ich mich mit Unterstützung meiner Berater insbesondere um die Legionäre Christi und die verschiedenen damit verbundenen Fragen gekümmert. Vor allem habe ich als wichtigen Beitrag zum Prozess der Erneuerung der Kongregation die Revision der Konstitutionen, die mir vom Heiligen Vater anvertraute Hauptaufgabe, in die Wege geleitet. Im Verlauf des Prozesses sind dann andere Problematiken zutage getreten, die wir nach und nach angegangen sind.

Nach der von Seiner Exzellenz Ricardo Blázquez, dem Erzbischof von Valladolid (Spanien), durchgeführten Apostolischen Visitation galt meine Zeit und Sorge – stets in Zusammenarbeit mit meinen Beratern – besonders den gottgeweihten Frauen und Männern, die den dritten Grad der Bewegung Regnum Christi bilden. Dieser Zweig, vor allem der weibliche, hat uns ziemlich intensiv in Anspruch genommen und uns vielleicht etwas von der Beschäftigung mit den Problemen der Legionäre Christi selbst abgehalten. Der Weg war mühsam und komplex, und es kam auch zu manchen Brüchen. Heute können wir die Dinge mit mehr Ruhe betrachten. Die Arbeit ist natürlich noch nicht abgeschlossen. Aber es sind schon gute Voraussetzungen geschaffen worden, um vertrauensvoll in die Zukunft schauen zu können. Der Herr hat uns begleitet und uns geholfen, schwierige Momente zu meistern. Er wird uns auch auf den weiteren Etappen nahe sein. In der Zwischenzeit wurde ein – wenn auch provisorisches – Regelwerk verfasst, das sowohl für den männlichen wie auch für den weiblichen Zweig Geltung hat. Nach ausführlicher Konsultation wurden die Verantwortlichen für die interne Leitung der Gottgeweihten ernannt. Nach einer langen Klärungsphase, die der Reflexion und Prüfung der Berufung innerhalb des Regnum Christi galt und die sich sehr positiv auf das Engagement der Gottgeweihten ausgewirkt hat, arbeiten wir jetzt daran, die Beiträge dieser Klärungsphase zu sammeln und zu ordnen, damit so die Revision der Statuten vorgenommen werden kann, die das Leben der Gottgeweihten im Regnum Christi regeln. Um den Gottgeweihten auf ihrem Weg besser helfen zu können, erschien es mir angebracht, P. Gianfranco Ghirlanda die Führung des Männerzweigs anzuvertrauen, und P. Agostino Montan die des Frauenzweigs.

Im Verlauf dieser Arbeiten sind wir auf eine weitere schöne Realität von großer Bedeutung und Wichtigkeit gestoßen, das Regnum Christi an sich, den ersten und zweiten Grad, dem bis dato wenig – oder auf jeden Fall keine ausreichende – Aufmerksamkeit zuteilwurde. Die Besuche, die meine Berater und ich in Mexiko, Spanien, Brasilien, Chile und auch Italien durchgeführt haben, erlaubten uns, diese schöne, hoffnungsvolle Realität mit eigenen Augen zu sehen. 

So hat schließlich der Verlauf der Dinge selbst dazu geführt, dass wir uns mit der Gesamtrealität beschäftigen, die sich für die Verkündigung und das Apostolat des Regnum Christi einsetzt: die Kongregation der Legionäre Christi und die Bewegung Regnum Christi mit dem Teil der Gottgeweihten (weiblicher und männlicher Zweig) und dem Teil der Laien. Es handelt sich offensichtlich um miteinander verwandte Wirklichkeiten, die den gleichen apostolischen Auftrag und die gleiche Spiritualität teilen; es handelt sich um Wirklichkeiten, die ein gemeinsames Charisma besitzen, das von jedem Zweig entsprechend seiner eigenen Identität gelebt wird: die Identität der Laien, die in der Taufe begründet ist, die Identität der Gottgeweihten, die in Gemeinschaft die evangelischen Räte leben, und die der Ordenspriester.

Auf dem Weg, den wir gehen, folgt jeder Zweig seiner eigenen Route, um die eigene Identität zu verdeutlichen und zu präzisieren. Als Mitglieder eines Instituts von Priestern und Ordensleuten arbeiten die Legionäre Christi an der Revision ihrer Konstitutionen; nach der Annahme und wenigstens teilweisen Umsetzung der Eigenständigkeit der gottgeweihten Frauen und Männer beginnen diese nun mit der Überprüfung ihrer eigenen Statuten als Vereinigung von gottgeweihten Gläubigen im Regnum Christi. Darüber hinaus sind von den Mitgliedern des ersten und zweiten Grades in verschiedenen Territorien ähnliche Aktivitäten organisiert worden, um über die Sendung und den Geist der Bewegung nachzudenken. Denn auch die Laien des ersten und zweiten Grades haben das Bedürfnis, ihre Statuten einer Revision zu unterziehen oder diese präziser und zeitgemäßer zu formulieren. Nun handelt es sich aber um Teilgruppen, die dazu berufen sind, miteinander zusammenzuarbeiten, insofern sie an dem gleichen Charisma, das allen gemein ist, teilhaben. Während also jeder Zweig den Weg zur eigenen Identität durchläuft, scheint es notwendig, dass auch eine gemeinsame Grundlage hinsichtlich des Charismas formuliert wird, sowie einige Normen, die die gegenseitigen Beziehungen im Leben der Kirche und im Apostolat entsprechend der Identität jedes Zweigs regeln. Es hat sich gezeigt, dass diese wichtige Frage von allen betroffenen Teilgruppen gemeinsam vertieft werden muss, unter der Leitung des Päpstlichen Delegaten  und seiner Berater. Zudem haben wir gesehen, dass dieses Thema genau zum richtigen Zeitpunkt des Weges aufgetaucht ist, auf dem sich jeder der Zweige befindet.

So führt der von der Zentralkommission für die Revision der Konstitutionen der Legionäre Christi erarbeitete Gesamtbericht an, dass in verschiedenen Gemeinschaften und Territorien der Wunsch besteht, die Inhalte des ersten Reflexionsthemas, das heißt Wesen und Zweck der Kongregation, das eigene „Charisma“, weiter zu vertiefen. Die Zentralkommission selbst hat außerdem schon die Leitlinien für die Reflexion zu den Themen erarbeitet, die im Jahr 2012 anstehen. Diese wurden bzw. werden gerade an die Gemeinschaften der Legionäre verschickt. In den vergangenen zwei Monaten hat die Kommission überlegt, wie die Reflexion über den vierten und fünften Teil der Konstitutionen, das heißt über die Leitung und Verwaltung der Kongregation, am besten erfolgen kann. Aus verschiedenen geschichtlichen und kirchenrechtlichen Gründen bezieht sich der derzeitige Text ausschließlich auf die Ordensgemeinschaft. Wir haben aber gemerkt, dass es unmöglich ist, auf angemessene und vollständige Weise über die Leitung, das Apostolat und die Verwaltung der Legionäre Christi nachzudenken, ohne dabei die größere Realität des Regnum Christi in die Reflexion mit einzubeziehen – wie es andererseits auch nicht möglich ist, sich die Realität des Regnum Christi ohne Bezug auf die Legionäre Christi vorzustellen. Diese Tatsache zeigt sich ganz offensichtlich bei einem Blick auf das Apostolat und die Verwaltung der Werke und der apostolischen Initiativen.

Deswegen hielten wir es für angemessen, das Thema bei einer besonderen Sitzung zu erörtern, an der unter dem Vorsitz des Päpstlichen Delegaten und der Teilnahme seiner in Rom anwesenden Berater auch der Generaldirektor der Legionäre mit seinen Räten und die Verantwortlichen der gottgeweihten Männer und Frauen, die kürzlich ernannt worden sind, anwesend sein sollten. Die Sitzung fand am 19. Juni statt. Beim Hauptthema bestand unter allen ein großes Einvernehmen.
 
Die Analyse der Resultate der Gemeinschaftsreflexion über die Konstitutionen zeigt klar, dass fast alle Legionäre Christi die tiefe Einheit, die zwischen der Kongregation und der Bewegung Regnum Christi besteht, anerkennen und schätzen. Sie sind der Ansicht, dass es sich um eine einzige charismatische Realität handelt, die sowohl Ordensleute als auch Gottgeweihte und Laien vom ersten und zweiten Grad umfasst. Alle sehen, dass sie einen gemeinsamen Ursprung haben und dass sie das Ziel und die Sendung miteinander teilen sowie die gleiche Spiritualität leben, und zwar jeder entsprechend dem eigenen Stand und der eigenen Lebensform, zu denen Gott ihn berufen hat. Es wurde auch klar erkannt, dass das geweihte Leben im Regnum Christi für die Kirche und für jeden Einzelnen, der sein Leben dem Herrn und dem Dienst am Nächsten geweiht hat, ein Geschenk ist. Es handelt sich um etwas Gutes, das wir schätzen und hüten müssen, damit es geläutert wird und sich zum Wohl der Kirche und der Welt entfaltet. Zudem bereichern die Mitglieder des ersten und zweiten Grades ihr eigenes christliches Leben, indem sie am Geist und an den Aktivitäten der Bewegung teilnehmen. Gleichzeitig setzen sie sich großzügig für die vielfältigen apostolischen und der Evangelisierung dienenden Bemühungen ein, unter denen einige von großer Bedeutung sind. Sie arbeiten bisweilen Vollzeit für die Verbreitung der Frohen Botschaft.

Alle waren sich völlig einig, dass eine gemeinsame Reflexion über die Identität des Regnum Christi, über die der ganzen Bewegung gemeinsamen Elemente sowie über jene, die für die einzelnen Teile spezifisch sind, erfolgen muss.

Die Reflexion über die Konstitutionen und die Statuten muss mit der notwendigen Abstimmung unter den verschiedenen Teilen gemeinsam und ohne Eile voranschreiten. Es wurde festgestellt, dass die gottgeweihten Mitglieder Zeit brauchen, und dass es schädlich wäre, nicht dem Rhythmus zu folgen, den die Reflexion selbst auferlegt.
 
Nur wenn wir von der Reflexion über die Identität und die Sendung des ganzen Leibes und der einen Familie ausgehen, lassen sich die Charakteristiken jedes einzelnen Zweigs und ihre gegenseitigen Beziehungen gut bestimmen. Schließlich wird es möglich sein, auf korrekte Weise darüber nachzudenken, welche Leitungs- und Verwaltungsinstanzen der Einheit des ganzen Regnum Christi am besten Rechnung tragen und wie die notwendige 
Eigenständigkeit der verschiedenen Zweige zu erreichen ist. Wir meinen also, dass der Weg für die Legionäre und für die übrigen Mitglieder des Regnum Christi von der Reflexion über die gemeinsame charismatische Realität, an der sie in der Kirche teilhaben, ausgehen muss. Auf dem bisher zurückgelegten Weg war diese gemeinsame Realität noch nicht ausdrücklich Gegenstand der Reflexion. Wir haben gesehen, dass wir über die verschiedenen Teile des Regnum Christi nachdenken müssen, indem wir von der gemeinsamen Geschichte, der gemeinsamen Identität, vom gemeinsamen Geist und von der gemeinsamen Sendung ausgehen sowie von der besonderen Rolle, die jedem Teil im Ganzen zukommt.

Es geht dabei nicht darum, etwas Neues zu schaffen, sondern darum, die bereits bestehende Realität auszulegen und zu erneuern, gemäß der von der Kirche erteilten Approbation der Kongregation der Legionäre Christi und deren Konstitutionen (1983) und später auch der Bewegung Regnum Christi und ihrer Statuten (2004).

In Anbetracht all dieser Überlegungen sind wir zu dem Entschluss gelangt, eine kurze, aber tiefgreifende Zeit des gemeinsamen Nachdenkens unter den Legionären Christi und den übrigen Mitgliedern des Regnum Christi zu organisieren. Dazu muss ein Text entworfen werden, der dann von allen gemeinsam überdacht werden kann. Man könnte sagen, dass es sich dabei um die Erarbeitung eines „allgemeinen Statuts“, einer „Grundnorm“ oder einer „Regel“ handelt, die allen Mitgliedern des Regnum Christi, einschließlich den Legionären Christi, gemeinsam ist. Der erwähnte Text dient dabei als Leitlinie der Überlegungen aller Beteiligten.
 
Mir schien es angebracht, die Erstellung eines ersten Vorschlags, der die gemeinsamen Überlegungen leiten soll, der Zentralkommission für die Revision der Konstitutionen anzuvertrauen. Bereits dieser erste Entwurf muss unter Beteiligung der verschiedenen Arten von Mitgliedern des Regnum Christi  erstellt werden, unter besonderer Berücksichtigung der Beiträge der Versammlungen der „Klärungsphase“ der gottgeweihten Mitglieder, die in Rom, Mexiko und Brasilien stattgefunden haben, und anderer Vorschläge, die die Mitglieder des Regnum Christi bereits gemacht haben. Soweit möglich wird dieser Entwurf im September dem Päpstlichen Delegaten unterbreitet werden, um dann vom jeweiligen Generalrat der Legionäre Christi und der gottgeweihten Mitglieder überprüft zu werden, entsprechend den Vorgaben, die bis dahin erstellt werden. Die weitere Vorgangsweise wird ebenso nach der ersten Prüfung und Auswertung des Entwurfs festgelegt werden.  
 
In der Zwischenzeit wird jeder Teil mit der Arbeit in seinem eigenen Bereich fortfahren: die Legionäre gemäß dem Ordensrecht, die Gottgeweihten und die anderen Mitglieder gemäß ihren eigenen Regeln, mit einem besonderen Augenmerk auf die Beziehungen zwischen den einzelnen Teilen. Es gilt, das Prinzip der Einheit zu unterstreichen, während die Besonderheiten der einzelnen Teile definiert werden.

Soweit dies der Reflexion dient, werden auch historische Nachforschungen über die Entstehung der Bewegung Regnum Christi durchgeführt werden.
 
Während wir uns um unseren Erneuerungsprozess bemühen, geht das Leben der Legionäre Christi und der Bewegung Regnum Christi weiter. Wir befinden uns in einer Zwischenphase, die notwendigerweise provisorisch ist, und die von allen große Geduld, Zusammenarbeit und Verfügbarkeit verlangt. Es handelt sich nicht um eine Zeit ohne geltendes Recht. Wo nichts Anderweitiges verfügt worden ist, sind die bestehenden Normen weiterhin gültig. Das gilt auch für die Konstitutionen der Legionäre Christi.

Wo konkrete Probleme auftreten, müssen diese von der zuständigen Autorität in dem Geist behandelt werden, der die gegenwärtige Phase auszeichnet, sowie unter eventueller Einbeziehung derer, die Sie begleiten.

Ich kann diesen Brief nicht schließen, ohne Gott für das Licht und die Kraft zu danken, mit denen er uns auf unserem Weg begleitet. Die Aufgabe, die mir und meinen Mitarbeitern anvertraut worden ist, besteht darin, Ihnen zu helfen, nicht Sie zu ersetzen. Es bleibt Ihre Aufgabe, diesen Weg zu gehen, fügsam und verantwortungsbewusst den Willen Gottes für Ihr Leben zu suchen. Möge Gott Ihnen allen die Gnade schenken, Ihrer Berufung und der Ihnen anvertrauten Sendung treu zu bleiben.

Der Fürsprache der Muttergottes vertraue ich alle Personen, Werke und Initiativen des Regnum Christi an. Vereinen wir uns noch intensiver im Gebet, um in dieser uns von Gott gewährten Zeit der Gnade tatkräftig und fügsam mit dem Heiligen Geist zusammenzuwirken. Ihnen allen stehe ich weiterhin zur Verfügung. Ich segne Sie alle und verbleibe als ihr Diener in Christus,

+ Velasio Card. De Paolis CS

Rom, den 11. Juli 2012, Fest des hl. Benedikt

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  • Untertitel:

    Brief des Päpstlichen Delegaten

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
  • Region: International

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