Donnerstag, 19. September 2024

„Ich freue mich auf diese offene Kirche!“

Wann baut man schon ein Haus mitten in der Stadt, das ganz auf Gott ausgerichtet ist, eine Kirche? Das war für Annalena Meixner (28) eine spannende Frage und der Grund, dass sie vor zwei Jahren von Bayern nach Wien umgezogen ist. Sie managt dort den Bau des neuen „Zentrum Johannes Paul II.“

„Ich bin ein bayerisches Mädl, komme aus der Architektur und habe in der Projektsteuerung zuletzt an einem großen Bauprojekt in München gearbeitet.“ So stellt sich Annalena kurz und bündig vor. „Ich setze diese Erkenntnisse, diese Skills jetzt hier in Wien in der Projektsteuerung und Projektleitung ein.“ Im Interview mit Franz Schöffmann spricht sie nicht nur über das bislang größte Bauprojekt des Regnum Christi in West- und Mitteleuropa, sondern auch über ihre innere Einstellung zum Projekt und ihren Glauben.

* * *

Annalena, im November 2023 wurde der Spatenstich (wir berichteten) für das neue Zentrum gefeiert, jetzt ist Halbzeit. Wie sieht deine Zwischenbilanz aus?
Annalena: Sehr positiv in Bezug auf Motivation und Vision, weil ich sehe, was sich im Zentrum Johannes Paul II. aufgrund der missionarischen Ausrichtung alles bewegt, das die Menschen tatsächlich erreicht. Zudem ist die Stadt Wien wunderschön, die hatte ich schon auf meiner bucket list, dachte aber nicht wirklich, dass ich einmal hier leben werde. Durch dieses Projekt hat meine Arbeit auch einen Mehrwert.

Welchen Mehrwert?
Annalena: Beruflich mache ich genau das, was ich auch vorher gemacht habe: Projektsteuerung. Hier in Wien kommt ein wenig Gemeindearbeit hinzu, wie zum Beispiel Fundraising oder Öffentlichkeitsarbeit, das war neu für mich. Ich kann mich hier im wahrsten Sinne des Wortes für den Bau des Königreiches Gottes schon auf dieser Erde einsetzen. Diese Chance ist wahrscheinlich einmalig in der Baubranche, in der ich beruflich bleiben möchte. Bei diesem Projekt kann ich mich Vollzeit einbringen. Für mich ist dieser größere Zweck, diese größere Vision, diese größere Bestimmung ganz klar der Mehrwert.

Diese größere Vision: Wie erlebst du das Zentrum Johannes Paul II.?
Annalena: Ich erlebe, dass hier ganz viele Menschen Heimat finden. Eine geistige Heimat, die sich auf hier entstandene Beziehungen und Freundschaften stützt. Hier erleben unheimlich viele Menschen Heimat, Sinn, Zugehörigkeit. Auf dieser Basis, diesem Fundament, können sie dann auch an ihrer Beziehung zu Gott arbeiten und wachsen.

Wie wirkt das Zentrum auf dich?
Annalena: Das Regnum Christi ist mir seit 15 Jahren vertraut und ich habe als Mitglied viele geistliche Schritte gehen können. Ich würde nicht sagen, dass ich in meinem Glaubensleben vom Zentrum abhängig wäre. Aber es ist ein unglaublicher Luxus, ein Benefit, in diesem Umfeld arbeiten zu dürfen, mit der Kapelle nebenan, mit den Priestern nebenan und bei allem, was wir tun, diesen geistlichen Aspekt zu haben, auch beim Planen des neuen Zentrums.

Das Projekt ist das bislang größte des Regnum Christi im Territorium. Wie gehst du mit dieser großen Verantwortung um?
Annalena: Ich bin mir einer großen Verantwortung bewusst, die ich gegenüber dem Regnum Christi trage. Ich versuche, dieser mit Professionalität und Vertrauen zu begegnen. Professionalität, indem ich mich erinnere, dass ich schon ein weit größeres Projekt betreut habe und Vertrauen, weil ich weiß, dass dieses Projekt ohne das Wirken des Heiligen Geistes erst gar nicht so weit fortschreiten hätte können und wir es daher auch fertigstellen werden können.

Woran können die Spender ablesen, dass ihr Geld verantwortungsvoll eingesetzt wird?
Annalena: Wenn ich an eine Organisation spende, der ich vertraue, dass sie gute Arbeit macht, dann muss ich diese Spende auch loslassen können. Das ist die Intention des Gebenden. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Spenden für dieses Bauprojekt zu 100 Prozent gut eingesetzt werden. Wir versuchen immer, durch sorgfältiges Abwägen die klügsten und sinnvollsten Entscheidungen zu treffen.

Gibt es ein Beispiel dafür?
Annalena: Ein nachhaltiges Heizungssystem wie unsere Wasser-Wasserwärmepumpe kostet natürlich mehr in der Anschaffung, wir werden aber im Betrieb laufend Kosten sparen.

Das Projekt hat unter anderem deswegen beim „Kirchlichen Umweltpreis“ einen Anerkennungspreis verliehen bekommen. Beflügelt das?
Annalena: Der Preis hat uns gefreut und war ein schönes Add-on, da wir jetzt durch Wärmepumpe und PV-Anlage sehr nachhaltig werden. Das war anfangs gar nicht geplant, beim Sanieren eines typischen Altbaus in Wien steht die Nachhaltigkeit nicht an erster Stelle. Es gibt wichtigere Fragen wie die der Statik oder des Raumkonzepts. Und eine historische Fassade lässt sich ohnehin kaum dämmen, wenn man vom Fenstertausch absieht. Der Fokus lag auch bei unserem ursprünglichen Projekt darauf, möglichst kostengünstig zu bauen und jeden Cent wirtschaftlich verantwortungsbewusst zu investieren.

Verantwortungsbewusst mit jedem Cent umzugehen, heißt das auch, mit den Baufirmen knallhart zu verhandeln?
Annalena: Natürlich muss man auch mal knallhart sein. Aber wir wollen mit dem Generalunternehmer über einen längeren Zeitraum gut zusammenarbeiten. Das partnerschaftliche Vertragsverhältnis mit der Firma Böhm bei der Abwicklung und Lösungsfindung ist auf lange Sicht sehr effizient und ein großer Vorteil. Demgegenüber steht das permanent knallharte Auftreten, bei dem am Ende alle draufzahlen.

Partnerschaftliches Vertragsverhältnis, bedeutet was?
Annalena: Wenn zum Beispiel Arbeiten an einen Zimmermann oder Elektrotechniker weitervergeben werden, können wir aktiv mitwirken. Konkret schlagen wir mögliche Firmen vor und sind bei den Verhandlungen mit ihnen dabei. Das Schöne am partnerschaftlichen Verfahren ist: Wenn der Generalunternehmer und wir es gemeinsam schaffen, bei der Vergabe Kosten einzusparen, dann teilen wir das fifty-fifty auf.

Im Herbst 2025 soll das neue Zentrum in Betrieb gehen. Worauf freust du dich?
Annalena: Das Zentrum als offene Kirche ist ein spannender Punkt für mich. Wenn man sich die aktuelle Situation im bald alten Zentrum ansieht, dann ist es von der Architektur her überhaupt nicht offen – mit einer verschlossenen Eingangstür, wo ich erst nach dem Klingeln hineinkomme. Das wird im neuen Haus sehr anders werden. Wir haben ein straßenseitiges, öffentlich zugängliches Café und auf derselben Ebene eine Kapelle geplant. Auch die Hotelzimmer werden mit Buchung öffentlich zugänglich sein. Es wird also dieses offene Haus, diese offene Kirche. Das ist der große Benefit, auf den ich mich am meisten freue, wenn diese unsere Vision Wirklichkeit wird.

Und von deinem beruflichen Standpunkt aus gesehen freust du dich auf …?
Annalena: Das Haus wird schön, außergewöhnlich schön! Wir sanieren ein altes Gebäude, von dem nur noch die Wände stehen und ein paar Decken erhalten sind, das also nagelneu aussehen wird. Vom Stil her versuchen wir, es schlicht, zeitgemäß und trotzdem zeitlos zu gestalten, damit es auch in einigen Jahren noch ansprechend wirkt. Alle Räume werden sehr funktional und extrem flexibel nutzbar sein, weil wir nicht wissen, wie sich das Gemeindeleben in den kommenden Jahren entwickeln wird.

Ein außergewöhnlich schönes Haus, auch, weil es auch auf Gott hinführen soll?
Annalena: Auf jeden Fall! Es geht um das Gute, das Wahre und das Schöne. Schönheit ist uns und besonders mir in der Architektur extrem wichtig. Ich glaube, dass viele Menschen Gott einfach durch die Schönheit begegnen, durch die Schönheit der Schöpfung, durch schöne Menschen oder Gebäude. Deswegen darf man die Schönheit nicht vernachlässigen. Darum bauen wir auch keine Messe- oder Konzerthalle, sondern ein Gebäude, eine Kirche, die dieses Potenzial für die Schönheit hat.

Danke für das Gespräch!

(Das Interview führte Franz Schöffmann.)

► Informationen zum „Zentrum Johannes Paul II.“ und dem Projekt „Praterstraße 28“ finden Sie online hier!

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  • Untertitel:

    Wann baut man schon ein Haus mitten in der Stadt, das ganz auf Gott ausgerichtet ist, eine Kirche? Das war für Annalena Meixner (28) eine spannende Frage und der Grund, dass sie vor zwei Jahren von Bayern nach Wien umgezogen ist. Sie managt dort den Bau des neuen „Zentrum Johannes Paul II.“

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
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  • Druck / PDF: Ja
  • Region: Österreich

    

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