Hallo P. Klaus,
Damit sie mich besser verstehen, will ich ihnen meine hoffentlich wahre Berufungsgeschichte erzählen:
Es fing alles mit einer guten frommen Freudin meiner Mutter an. Die durch Zufall (Sie wissen wohl, wer den Zufall macht) P. Karl bei einem Familiengottesdienst kennenlernte und meiner Mutter davon erzählte. Als dann der Weltjugendtag in Köln kam, wollte meine Mutter unbedingt, dass meine Geschwister und ich mit den Legionären Christi dorthin gehen. Also sind wir murrend und knurrend mit Sprüchen im Mund wie: "Blöder Papst, den kann ich auch noch sehen wenn ich groß bin" und: "Interessiert mich doch nicht." hingegangen. Dann kam alles Schlag auf Schlag (Gott hat es eilig).
Weltjugendtag-Camp: In diesem Camp spürte ich einen ganz deutlichen Ruf, ECYD-Mitglied zu werden. Und als dann ein Pater von seiner Berufung erzählte, spürte ich einen leisen undeutlichen Ruf zum Priestertum. Aber da ich die ECYD-Berufung so deutlich gespürt hatte, ließ ich es erst mal auf sich beruhen und vergaß es.
Als ich nach Hause kam, wollte ich unbedingt auf das nächste Camp, das Herbstcamp. (Meine Mutter meint, ich sei von da an richtig aufgeblüht). Danach meinte P. Karl, dass mein Bruder und ich auf die ECYD-Convention gehen können, auch wenn wir keine ECYD-Mitglieder sind. Dort wurde ich dann endlich ECYD-Mitglied. Darauf folgte das Wintercamp und dann die Paris-Fahrt. Bei letzterer hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit P. Karl. Als ich dann zu Hause ankam und mit meinen Elter über die Sache Priester-Berufung reden wollte, hatte das P. Karl schon getan und ich musste es nur noch alles bestätigen, was erzählt hatte. Und jetzt steht es fest: ich gehe im Juli für ein Probemonat nach Paris auf die apostolische Schule. Doch langsam bekomme ich Angst, dass das alles nur Hirngespinste sind.
Außerdem wollte ich sie noch fragen, was man am besten gegen Versuchungen macht.
Viele Grüße von Georg.
Lieber Georg in Christus,
viele Grüße aus Düsseldorf. Danke für Deine Mail, in der Du mir Deine Wahre Berufungsgeschichte erzählst. Da ich Dich ja inzwischen persönlich kenne, wage ich eine sehr direkte Aussage: Alles das sind keine Hirngespinste, sondern unser guter Herr, der in Deinem Inneren bestimmt und beharrlich klopft, weil er mit Dir etwas Großes und Schönes vorhat. Hab also keine Angst, großzügig auf diese Einladung zu antworten.
Du fragst mich danach, wie man mit Versuchungen umgeht. Nun, das ist eine wichtige Frage, die man aber nicht so einfach beantworten kann, denn es gibt ja verschiedene Arten von Versuchungen. Allerdings ist bei allen eines wichtig: wenn die Versuchung klopft, dann müssen wir unsere Zuflucht bei Gott suchen; denn Gott ist viel stärker als alle Versuchungen. Manchmal denken wir, dass Gott es nicht mag, wenn wir zweifeln, fragen, Versuchungen spüren. Aber Gott mag uns trotzdem; und je schwieriger es für uns ist, desto mehr möchte er uns helfen! Daher: immer die Versuchung direkt Gott hinhalten und ihn um Hilfe bitten. Und dann ruhig und entschieden kämpfen.
Meist geht es ja um innere Angelegenheiten. Da muss man lernen, einen klaren Kopf zu bewahren und sich nicht umpusten zu lassen. Ruhig bleiben, den Glauben und die Glaubensüberzeugungen erneuern, die Liebe stärken, sich mit Gott verbinden und dann mit der Sicherheit des Sieges kämpfen.
Lieber Georg, ich hoffe, diese Gedanken helfen Dir. Und ich hoffe auch, dass wir uns bald wieder einmal sehen; spätestens nächstes Jahr in der Apostolischen Schule, wenn wir dich dort besuchen!!
Gott segne und schütze Dich und die ganze Familie. Ich bete für Euch. Und Du bitte auch für mich.
Dein Freund in Christus,
P. Klaus LC